Samstag, 29. Mai 2010

Gefangen im Touristenloch von Pisco

Auf dem Weg von Lima Richtung Süden gibt's ein Loch, in das viele Ausländer fallen. Es ist das Touristenloch des peruanischen Südens. Wenn man als mehr oder weniger ahnungsloser Tourist in dieses Loch fällt, dann kommt man in eine Negativspirale von überteuerten Preisen, schlechtem Service und aufsässigen Verkäufern.

Das macht Reisen zu einer zwiespältigen Freude und ich habe mir heute mehrmals geschworen, so schnell wie möglich aus diesem Teil Perus wegzukommen... wahrscheinlich werde ich aber morgen blindlings in die nächste Falle tappen. Die heisst nach Huacachina. Dummheit? Ich hoffe es jedenfalls nicht.

Dieser Eintrag soll sich nun also Pisco widmen. Trotz des markigen Namens eine der hässlichsten Städte, die ich kenne. Sie hat aber wenigstens die Ausrede, dass sie in 2007 fast vollständig von einem Erdbeben zerstört wurde...

Pisco liegt jedoch in der Nähe von zwei schönen Orten, den Islas Ballestas und der Reserva Nacional de Paracas. Dies sind die beiden einzigen Gründe, wieso je ein Ausländer in die Nähe Piscos kommt - ausser vielleicht San Martín, der im nahen Paracas seine Basis hatte, um Peru zu befreien. Aber dazumals gab es noch keine Touristen... ausser den paar Spaniern und den Briten in den Schweizer Alpen.

Es wäre eigentlich auch viel besser, in Paracas ein Hostel zu nehmen, statt in Pisco selbst. Paracas ist viel schöner.

So... genug negatives Zeug gelabert. Zu den Fakten:

Im Hostel in Lima lernte ich drei Deutsche kennen: Ann-Katrin, Simon und Fabian. Mit ihnen nahm ich den Bus nach Pisco. Nach eines ziemlich mühsamen Suche entschieden wir uns dann auch für das Hostal los Inkas Inn... und gleich auch noch für ihre Tour zu den Islas Ballestas und dem Reserva Nacional de Paracas.

Zuerst gings zu den Islas Ballestas... mit 30 Touris auf einem Schnellboot... verfolgt von weiteren Booten mit noch mehr Touristen in voller Kampfmontur. Die Kampfmontur: Bahía-1
In der Nähe von Paracas sieht man den Candelabra Geoglyphen. Eine Figur im Sand... von der niemand weiss, wann und wieso sie genau gemacht wurde. Gibt auch ziemlich viele Theorien. Ich glaube ja, das "Peru Tourismus" die Figur in den Sand gezeichnet hat, um die Fahrt zu den Islas ein wenig zu verkürzen.
Und dann ist man endlich bei den Inseln. In einem Wort (verdoppelt auf zwei Wörter): Viele Vögel! Hier Humboldt Pinguine.Kormorane
Die weissen Streifen hinter diesem liebenswürdigen Kormoranpärchen sind ein Vermögen wert. Dies ist nämlich Guano... auf gut Deutsch: Vogelscheisse. Durch die unglaublich vielen Vögel auf diesen Inseln, sammelt sich auch dementsprechend viel Guano an - sie scheissen aber ehrlich gesagt auch ziemlich viel pro Vogel.

Im 19. Jahrhundert wurde diese Vogelscheisse als potenter Dünger entdeckt. Der Reichtum, der durch Guano nach Peru floss, führte zu einer Phase der Stabilität in Peru, der sogenannten Guano-Phase... und es wurde zwischen 1879-1884 sogar ein Krieg zwischen Peru (zusammen mit Bolivien) und Chile um die Guano-Ressourcen geführt.

Ein Vogel nahm sich aufgrund dieser Geschichte seines Verdauungproduktes ein wenig sehr ernst und dachte, er müsse meinen Pullover düngen... Noch so einer
Viele Vögel... sagte ich ja schon.
Sünele
Anscheinend der Liebesakt... ziemlich brutale Sache.
Gang
Überladenes Kreuz im Hafen von Paracas - der Hafen ist sonst eine Souvenir-Hölle
Und dann hiess es: Warten auf den Bus und dann ab Richtung Reserva Nacional de Paracas. Dies sind Ann-Katrin und Simon.
Unser Bus.
Fossilien. Soll eine 45 Millionen Jahre alte Rippe sein.
Sand
1 Minute alte Hand
Ann-Katrin und Fabian erholen sich.
Rosita de Pachacutec
Trotz dass es eine hoch touristische Angelegenheit war, kamen doch ein paar gute Fotos heraus.

Graumöwen
Abflug
Unscharfe Vögel
Es war eindrücklich, diesem Strand entlang zu laufen und die Vögel vor sich her zu treiben. Das Negative war einzig, dass ich immer schauen musste, vor den anderen Touristen zu bleiben, weil diese mir sonst die Fotogelegenheit gestohlen hätten. Es wäre ein Traum, alleine an diesem Ort sein zu können und die Tiere zu beobachten und zu fotografieren.
Die Gruppe
Roter Strand - nicht von dieser Welt
Parkplatz in der Wüste
Nach dem Mittagessen, auf dem Weg zurück
Wüste
Unser Führer im Bus
Viel gibt es gar nicht mehr zu schreiben. Blindlings stolpere ich nun halt weiter von einem Tourismus-Näpfchen in nächste... welche da heissen: Huacachina, Nazca, Arequipa...

Mittwoch, 26. Mai 2010

Vernebeltes Klima in Lima

Nach der letzten Knochenarbeit zu Huayhuash folgt nun ein herziges kleines Einträglein über Lima - die Hauptstadt und auch grösste Stadt Perus. Ausserdem war Lima eines der Zentren der kolonialen Herrschaft Spaniens.

Vor meiner Abreise zur peruanischen Hauptstadt ging ich mit Camille und Richard noch in die einzige Strasse Huaraz', welche das schwere Erdbeben in den 70er Jahren überlebt hat. Für Camille gab es dort ein frisches und saftiges Cuy: Meerschweinchen. Zur Erklärung: Das weisse oben wäre der Unterkiefer. Mmmmmhhhh! Ausserdem hat die Hostelkatze von Benkawasi Junge... habe denen sicher eine halbe Stunde beim Spielen zugeschaut.
En fin... nach acht Stunden Busfahrt (wobei mir der Chifa-Food ziemlich quer im Magen lag) kam ich am Montag schon um 5 Uhr 30 morgens in Lima an. Es war kalt und die Stadt sah noch sher verlassen aus. Das Taxi hatte ziemliche Probleme, mein Hostel zu finden. Dann konnte ich dort endlich meinen wohl verdienten Schlaf nachholen.

Am ersten Tag blieb ich dann vor allem im Hostel und beschäftigte mich mit dem Einkleben meines neu erhaltenen Panini-Albums (noch zwei Wochen bis zur WM!!!), ging es am Dienstag in die Innenstadt.

Plaza de Armas - das koloniale Herzstück der Stadt Ganz so viel gibt's nicht zu sehen in Lima. Aber es ist bedeutend besser, als alle sagen, dass es ist. Vor allem das Museo de la Inquisición ist ziemlich gut. Lima war das Zentrum der spanischen Inquisition in Südamerika und die Ketzer des Kontinents wurden hier hin gebracht. Allerdings nur die spanischen Ketzer. 32 Menschen wurden hier umgebracht, darunter nur eine Frau.

Sehr "schön" ist der Raum mit den Plastikpuppen, welche die gängigsten Foltermethoden zeigen. Diese Position sieht jedenfalls nicht allzu bequem aus.
Würgemaschine... die Puppe zeigt auch sehr schön den Effekt. Diese schöne Art zu foltern wurde von den Amis im Irak wieder auferlebt... heisst heute Waterboarding und wurde früher vor allem bei Frauen angewendet.
Vor dem Monasterio de San Francisco - Tauben auf den kolonialen Treppen
Taube
Diese Kirche ist eine der wenigen, welche alle Erdbeben Limas (mehr oder weniger gut) überlebt hat. Auch Innen ist das Gebäude beeindruckend.
Geschützt Zeitung lesen
Vor allem ist das Monasterio de San Francisco aber berühmt für seine Katakomben. Um näher bei Gott zu sein, wurden nämlich die Leute unter der Kirche in mit Kalk gefüllte Löcher gestapelt...bis der Abt dann meinte, dass die Gefahr für Epidemien zu gross sei und alle Körper wieder ausgehoben wurden. Die Knochen der mehreren 10'000 Menschen wurden dann komischerweise in verschiedenen geometrischen Formen in den gleichen Löchern wieder angeordnet... Leider darf man keine Fotos machen.
Die gefürchteten Velotruppen! Man beachte die schnittigen Plastik Schutzbleche.
Kaffee trinken im Parque de la Muralla, an der alten Stadtmauer, die schön renoviert wurde.
Der Cerro San Cristóbal mit dem typischen Nebel Limas
Plaza San Martín. Argentinien hatte gerade die 200-jährige Unabhängigkeit gefeiert und brachte einige Kränze rüber nach Peru (José de San Martín ist der Befreier Argentiniens, Perus und des südlichen Teils Südamerikas).
Ich schlenderte weiter durch das Zentrum. Auch die deutsche Kultur ist präsent.
Dabei weiss doch jeder, dass arbeitende Männer absolut tödlich sind. Schöner Park.
Die meisten Hostels sind im Bezirk Miraflores von Lima. Ich habe während des Huayhuash Treks das absolut unglaublich geniale Buch "La ciudad y los perros" von Mario Vargas Llosa fertig gelesen. Ich fühlte mich manchmal wie Alberto (des Buchs), wenn ich durch die Strassen dieses Viertels lief.

Larcomar... Sehr schön gelegenes Shoppingzentrum, direkt über dem Meer und auf den hohen Klippen.
Dort drinnen ist auch das Museo Oro del Perú. Berühmt durch einen Skandal in 2001, als entdeckt wurde, das 10 bis 98 Prozent der ausgestellten Stücke gefälscht seien. Jetzt machen sie dies mit hohen Eintrittspreisen, wenigen Ausstellungsstücken und guten Museumseffekten wett.
Kommt aber nicht an das Goldmuseum von Bogotá heran (bei gleichem Preis). Die Sammlung ist aber gut präsentiert und interessant gestaltet.
Im Museum
Parque del Amor in Miraflores. Romantik mit wunderschönem Ausblick auf das Meer durch den sprichwörtlichen Nebel von Lima. Viele Jogger, Skater, Spaziergänger.
Schwungvoll
Dieses Geldstück ist 0,37 Rappen wert...
So, meine Kinder, das wars auch schon von Lima. Hat mir wirklich ganz gut gefallen. Tiefe Erwartungen helfen manchmal auch. Vielleicht hat auch die Konzentration auf Fastfood und die wohltuende Pause von peruanischem Reis und Pollo gut getan.

Jetzt weiter auf dem Gringo Trail nach Piscooooo!