Samstag, 29. Januar 2011

Cabalgatas und Guatapé... otra vez

Der Form halber gibt's einen neuen Eintrag - ohne die gewohnt super spektakulären Impressionen, Entdeckungen und Geschichten. Mit "Al Galope" machten Anasol, ihre Freundinnen und ich eine Cabalgata oberhalb von Llanogrande, in Rancherías.
Marta, Anasol, Manuela und Toto
Obligate Pause mit Empanadas, Arepas con Queso und Café con Leche
Zurück im Stall von Al Galope. Die Cabalgata war für mich wohl etwas zu lang geraten und ich war total fertig und sollte die Folgen an den nächsten Tagen spüren.
Mein Pferd Brandy (ohne Monica) jedoch, mit 21 Jahren kein Jüngling mehr, war genial. Fast ein wenig übermotiviert. Picasso.
Meine erste Lasagne
Teil zwei des Eintrags: Ausflug mit Marcelina, Jay und Jeff nach Guatapé. La Piedra... immer wieder beeindruckend... sowohl der Felsen, als auch die Hässlichkeit des Gebäudes, das sie darauf gebaut haben.
Auf dem Stausee. Mit Jeff, Jay und Marcelina.
Die wohl besten Empanadas der Welt: Die süssen Empanaditas auf dem Malecón der Stadt Guatapé nach geheimen Familienrezept.
Antioquenische Architektur. Leider sehr oft schon lange zerstört... vor allem in Medellín.
Kolumbianischer Billiardschuppen. Man beachte die Toilette rechts.
T-E-R-R-Ó-N
Die Zocálos sind das Markenzeichen des Dorfes.
Anasol mit Jugendfreundin del alma Marcelina und der Canadian Connection: Jeff und Marcelinas Ehemann Jay.

Das wars auch schon. Nebenher hat auch noch meine Kariere als Deutsch- und Französischlehrer angefangen und es wird fleissig Spanischgramatik revidiert.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Der Titel dieses Eintrags ist: Capurganá

Schlussfolgerung zum Anfang: In einem Ort ohne Strom, Telefon, Internet und TV, einem Ort, wo es keine Autos, dafür aber Pferde und Maulesel hat, verpasst man überhaupt nichts.

In der letzten Woche habe ich keine Facebookstatusmeldungen lesen müssen, keine News auf nzz.ch (oder noch schlimmer tagi.ch) gesehen, und es gab auch keine alten Videos der Beastie Boys auf Youtube oder neue Ausgaben der Dailyshow (mit diesen Angaben meiner Internetinteressen könnte man ein ziemlich genaues Persönlichkeitsprofil erstellen).

Die Welt dreht auch weiter, ohne dass ich diese Sachen gesehen, gelesen und wahrgenommen habe - und trotzdem hat man das Gefühl, bei der ersten Gelegenheit die Mails zu checken, neu hochgeladene Fotos von den "Friends" anzuschauen, die Sportnachrichten anzuschauen (dabei hat Federer die erste Partie auch ohne mich gewonnen) und am Blog zu schreiben (sowieso der grösste Zeitverlust von allen).

Sobald man wieder in der Zivilisation ist, hat man aber das Gefühl, man müsse all diese Sachen "tun", damit sie "getan" sind und man danach weitere Sachen "tun" kann (vielleicht auch auf Basis der schon getanen Sachen).

Ich lese gerade Rayuela von Julio Cortázar mit einen genialen Abschnitt zum Thema "hacer y poner al día". Aber vor dass ich völlig abdrifte - ich muss in diesem Eintrag immerhin eine ganze Woche in Capurganá abarbeiten - gibts erst einmal ein Foto von Medellín von Anasols Wohnung aus...
...und dann besteigen wir alle zusammen eine Twin-Otter und fliegen in die Karibik.
Wir schauen aus dem Fenster und sehen die grünen Hügel von Medellín...
...den Río Magdalena...
...die kolumbianische Küste...
...und unglaubliche Sumpflandschaften.
Wenn der Flug schon ein Erlebnis war, vielmehr als in einem grösseren Flugzeug, dann sollte die Landung die Kirsche auf dem i und das Pünktchen auf der Torte sein.
Ein Pilot hatte uns schon gewarnt, dass die Landung in Capurganá spektakulär sei, aber dass uns eine Kiespiste (so sah es jedenfalls aus) entfangen sollte und es davor noch eine halsbrecherische Kehrtwendung knapp über urwaldige Hügel und einen steilen Landeanflug über den Hütten der Dorfbewohner geben sollte, hatten wir nicht erwartet. Der Flughafen von Capurganá.
Capurganá liegt am äussersten westlichen Rand der kolumbianischen Karibikküste an der Grenze zu Panamá und dem Tapón del Darién, dem unpassierbaren Urwald, der Mittel- und Südamerika trennt.
Die Einwohner des Dorfes stammen, wie auf der pazifischen Seite des Chocó (siehe meinen Eintrag zu El Valle und Bahía Solano), von den Nachfahren der afrikanischen Sklaven ab. Man erreicht das Dorf durch eine zwei-stündige Bootsfahrt von Turbo aus (nach einer langen Fahrt durch den Dschungel), oder mit dem Flugzeug. Capurganá ist autofrei... hier das Airportshuttle.
In der Nacht vor unserer Ankunft hatte es sehr stark geregnet, die Familie, welche die Cabaña des Onkels von Anasol, wo wir für eine Woche bleiben sollten, wusste nichts von unserer Ankunft (und war dementsprechend vorbereitet), und seit einem Monat war das ganze Dorf ohne Strom... es war jedenfalls eine ziemliche Umstellung von den weichen Kissen und den Annehmlichkeiten der westlichen Zivilisation auf die feuchte Hitze der tropischen Karibik.
Unsere Nachbarn
Durch den vielen Regen, war der Fluss, der uns vom Dorf trennte, sehr stark angestiegen. Somit mussten wir jedes mal durch fast hüfttiefes Wasser waten.
Kolumbianer, auch wenn sie von unglaublich verschiedenen Hintergründen und Orten kommen, haben grundsätzlich etwas gemeinsam: Sie sind freundlich.
Das Hobby von Anasols Onkel ist, an den abgelegensten Orten Land zu kaufen und dann darauf ein selbst entworfenes Haus zu stellen. Hier ist das Resultat.
Spartanisch, schlecht unterhalten, aber mehr braucht man auch nicht.
Gleich daneben: Ein Militärlager.
Die Flussmündung und die Badewanne für jene, die kein fliessendes Wasser haben.
Die Kirche
Die Hauptstrasse von Capurganá
Wer Geld hat, hat Generatoren. Essen, vor allem Fleisch und Gemüse, waren jedoch knapp.
Auf dem Weg zurück zur Cabaña. Die Mündung.
Nachdem wir uns in unserem Haus eingelebt und auch endlich Gas zum Kochen hatten, beschlossen wir, nach Sapzurro und von dort aus nach Panamá zu laufen.
Nach mühsamer und schlammiger Wanderung endlich auf dem Pass: Blick auf das Dorf und die Bucht von Sapzurro.

Sapzurro ist einiges organisierter und schöner (aber auch langweiliger) als Capurganá.
Noch einmal gehts hinauf, zur Grenze zu Panamá. Anasols Dokumente wurden ein wenig schief angeschaut... trotzdem durften wir schliesslich den Hügel auf der anderen Seite wieder runter klettern.
Ziel war der Strand von La Miel. Es stellte sich leider heraus, dass aus dem Strand sich in den letzten Jahren, seit Anasol zum letzten Mal dort war, in einen Abfallhaufen verwandelt hat.
Wegen fehlender Kontrolle haben die Einwohner ausserdem auf dem ganzen Strand Holzhütten hingestellt, in welchen unglaublich laute Musik lief.
Auch wenn es von weitem immer noch schön aussieht, länger als fünf Minuten hielten wir es, trotz der langen Wanderung, nicht aus. La Miel: Nicht zu empfehlen!
Zurück in Sapzurro
Was für ein Kontrast zum Dreck in La Miel
Der Dorfplatz/Fussballfeld von Capurganá
Der Weg am Strand entlang, das Wasser des Flusses war schon einiges tiefer, zur Cabaña.
Kerzen
Frosch auf Jagd
Znacht
Am Strand von Capurganá. Das übliche Mittagessen bei Hernán Patacón.
Postobón. Das Rivella Kolumbiens.

El Muelle
"Das schwarze Buch" von Orhan Pamuk. In drei Worten: Gut aber schwierig. Man muss wohl Istanbuler oder wenigstens Türke sein, um alles zu verstehen.
Wanderung nach Aguacate
Puppe
Wunderschöner Weg der Küste entlang.
Kuhmami
Wie gesagt: Sehr schöner Weg.


Abfall ist an der Küste Kolumbiens (und wohl in der ganzen Karibik) ein riesiges Problem. Der Kern des Problems ist aber, dass die Einwohner den angeschwemmten Abfall nicht etwa sammeln, sondern ihn als Ausrede nehmen, selbst vieles ins Meer zu schmeissen. Vergleiche auch meinen Eintrag zum Chocó Pacifico.

Wenn die Leute hier sagen, dass all das Plastik ohne ihren Einfluss an ihren Stränden strandet, wer erklärt mir dann all die Colombiana-, Aguardiente- und Brisa-Flaschen? Es fehlt auch deutlich an Willen der Regierung (national oder regional), das Problem zu erkennen und zu beheben.

Den Tourismus fördert es jedenfalls nicht. Auch wenn die Kinder hier fröhlich im dreckigsten Abfall spielen, viele Gringos wollen ihr geblümtes Badetuch wohl nicht auf alten Flipflop-Sohlen und Schampoflaschen ausbreiten. Egal ob kolumbianischer Abfall oder nicht.
Naturschauspiel
Nochmals ein Foto des Ausmasses des Desasters


Palmenwald
Neben Taganga und San Andrés ist Capurganá auch eines der Tauchzentren Kolumbiens. Mit Dive & Green machten wir dann auch einen Tauchgang, aber wegen des trüben Wassers war (wie erwartet) nicht viel zu sehen.

Saturday Night in Capurganá.

"No hay como Dios V" bringt Essen
Beim Hotel Almar hatten wir am Sonntag einen Ausflug zum San Blas Archipel gebucht.
Weit kamen wir leider nicht: Kurz vor dem Check bei der panamaischen Grenze gab einer der Bootsmotoren den Geist auf: Abbruch des Paseos und zurück nach Capurganá. Leider.
Beim Militärcheck in Panamá
So gabs wieder einen Tag am Strand

Unsere Wuffis
Und das ist unser Liebling. Ein nicht sehr intelligentes Hündlein, aber einfach unglaublich herzig und lieb. Wuffi hätte ich also definitiv mit nach Hause genommen
Wir haben ihn jedenfalls voll ins Herz geschlossen (und er uns wahrscheinlich auch).
Auf dem Muelle
Nach einer Woche der totalen Entspannung, einigen Wanderungen, rustikalem Kochen und viel Kerzenlicht war es Zeit (und es war wirklich auch Zeit) Capurganá zu verlassen.

Unser Flugzeug bei der Landung
Und wieder war der Flug spektakulär.
Tief an der Küste entlang, nur wenige hundert Meter über dem Meer und den Sumpflandschaften des kolumbianischen Nordwestens.
Zurück in der Stadt des ewigen Frühlings
Feier meines Geburtstags. Weil ich mich weigerte, einen behämmerten mexikanischen Sombrero aufzusetzen und auch keine "Happy Birthday"-Musik wollte, verlor ich leider meinen Anspruch auch das gratis Glace... Tja, tant pis...
Es gibt Autoren, die ihre Bücher für ihre Leser schreiben, und es gibt solche, welche sich nur mit der Kunst des Schreibens und der Literatur auseinandersetzen.

Darum nun also ganz zum Schluss erst das Zitat aus Rayuela von Cortázar (der beim Schreiben dieses Buches wahrscheinlich ziemlich viel Gras geraucht hat, und darum wohl eher weniger an den Leser dachte) zum Thema "Sachen machen um Dinge zu tun, nur damit sie getan sind", mit welchem ich den Anfang meines Eintrags nicht zu sehr aufpumpen wollte.

Ich finde diesen Abschnitt wirklich super, auch wenn ich absolut nicht nach dem Prinzip lebe, weil ich nämlich ziemlich viele Dinge tue, nur damit sie gemacht sind:

"Poner al día, vaya expresión. Hacer. Hacer algo, hacer el bien, hacer pis, hacer tiempo, la acción en todas sus barajas. Pero detrás de toda acción había una protesta, porque todo hacer significaba salir de para llegar a, o mover algo para que estuviera aquí y no allí, o entrar en esa casa en vez de no entrar o entrar en la de al lado, es decir que en todo acto había la admisión de una carencia, de algo no hecho todavía y que era posible hacer, la protesta tácita frente a la continua evidencia de la falta, de la merma, de la parvedad del presente. Creer que la acción podía colmar, o que la suma de las acciones podía realmente equivaler a una vida digna de este nombre, era una ilusión de moralista. Valía más renunciar, porque la renuncia a la acción era la protesta misma y no su máscara."

Darum tue ich nun mal besser für eine Weile nichts!