Zum Zitat:
"Come poquito, camina lentito, duerme solito", Rezept von La Paz gegen Sorroche (Höhenkrankheit)
Ich war immer noch nicht ganz über den Berg, als Anasol in La Paz ankam. Ich konnte immer noch nicht viel essen und fühlte mich ziemlich schwach. Dies hatte zur Folge, dass wir ziemlich viel Zeit in unserem (guten) Hotel "Sol Andino" verbrachten und ich viel Zwieback ass.
Trotzdem schafften wir es, ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Hier die Fotos:
Der Mercado de Hechiceria ist eigentlich fast mehr ein Touri-Markt. Trotzdem hat es einige Stände, wo man spirituelle Gegenstände findet. Unter anderem eine sehr grosse Anzahl Lamaföten, welche beim Bau eines Hauses in die Fundamente als Opfer beigegeben werden.
Hier die traditionellen Hüte der Cholitas (das Wort kommt von Chola, einer Frau indianischen Ursprungs, welche in der Stadt lebt). Anscheinend hat ein Händler diese Hüte am Anfang des letzten Jahrhunderts aus Europa eingeführt und sie als Frauenhüte angepriesen... Ein voller Erfolg!
Was auffällt ist, dass es trotz der vielen vielen Leute und des grossen Betriebs unglaublich ruhig ist. Durch die Märkte zu laufen ist fast ein spirituelles Erlebnis, so still ist es. Keine Musik, die Leute sprechen leise, keine Autos. Sehr speziell.
Eine weitere Oase der Ruhe ist die Plaza Alonso de Mendoza. Die Paceños sitzen hier in der Sonne, sprechen miteinander, schauen die anderen Leute an, der Eisverkäufer verkauft Glaces, die Kinder füttern die Tauben. Genialer Ort.
Es ist leider ziemlich schwierig, Fotos von den Cholitas an den Märkten zu machen, da sich viele panisch vor der Kamera verstecken. Die Calle Jaén
Die Plaza Murillo. Hier wurde Pedro Domingo Murillo, Autor der ersten Unhabhängigkeitserklärung Boliviens, erhängt. Der Text ist wirklich eindrücklich "...hemos guardado un silencio bastante parecido a la estupidez que se nos atribuye por el inculto español, sufriendo con tranquilidad que el mérito de los americanos haya sido siempre un presagio de humillación y ruina..."
Nachdem es zweimal nicht möglich war, einen Bus Sucre zu nehmen und endlich aus La Paz weg zu kommen (nach einer Woche kann La Paz ganz schön erdrückend wirken), entschieden wir uns, die gefährlichste Strasse der Welt mit dem Mountainbike hinunter zu fahren.
Grund für die Transportprobleme waren Strassenblockaden im Departement Potosí auf dem Weg nach Sucre. Wenn man im Terminal jedoch nach Tickets nach Sucre fragt, sagen alle einfach "no hay", ohne irgendeinen Grund anzugeben. Es ging lange, bis wir herausfanden, "por que no hay".
Hier könnte ein langer Vortrag kommen über Bolivianer und die Servicekultur - die Ambition, eine gute Dienstleistung zu erbringen... oder auch, Bolivianer und die Flexibilität selbst zu denken und nicht an irgendwelchen unlogischen Regeln festzuhalten... oder auch Bolivianer und "der Kunde ist König".
Um es kurz zu machen: Es ist schwieriger in diesem Land zu reisen als in Peru (und noch sehr viel schwieriger als in Kolumbien). Die Kultur des Landes und der Menschen, auch wenn sehr ähnlich wie Peru, ist sehr verschiedenen wie jene, welche wir in Europa, oder auch die Kolumbianer, haben. Dies hat in den letzten zwei Wochen zu ziemlich viel Frustration geführt...
Jedenfalls hatte dies zur Folge, dass wir bei B-Side die "Death Road Delirium Tour" buchten. Mit dem Micro-Bus gings von La Paz hoch nach La Cumbre. Der See sieht zugegebenermassen idyllisch aus, ist in Wahrheit aber ziemlich dreckig. B-Side ist wirklich eine gute Agentur. Die Velos und die Ausrüstung waren jedenfalls Spitze.
Das kann man leider nicht von der B-Side Kamera sagen...
Bei der Tour, die wir buchten, fährt man zuerst einen Teil auf Single-Tracks, bevor es dann weiter zur eigentlichen "Todesstrasse" geht. Für Anasol war das vielleicht ein wenig ein krasser Einstieg in die Welt der Bergvelofahrens... sie lernte aber schnell.
Die anderen Tours fahren diesen Abschnitt auf einer Teerstrasse.
Der Name "World's Most Dangerous Road" stammt aus einem Bericht der Inter-American Development Bank, welcher feststellte, dass pro Jahr etwa 26 Autos über die Klippen stürzten. Seit 2007 gibt es eine neue Umfahrung, welche nach Coroico führt... so dass sich nun keine Busse und Lastwagen mehr auf dem drei Meter breiten Weg mit 600 Meter hohen Klippen kreuzen müssen.
Der Weg selber ist technisch nicht sehr anspruchsvoll, trotzdem sind bereits 15 Biker durch Unachtsamkeit in den Tod gestürzt.
Nächstes Foto: Wenn das der Stand der bolivianischen Demokratie ist... Immerhin hat es das Land in seinen 200 Jahren der Unabhängigkeit auf 192 Regierungen gebracht. Mit Evo Morales ist die Situation zwar etwas stabiler geworden (er wurde gerade für eine zweite Amtszeit bestätigt), aber das Land ist ziemlich verteilt zwischen Arm und Reich, und zwischen den Mestizos und der Aymará- und Quechua-sprachigen Bevölkerung. In 2009 sind in Santa Cruz 10 Leute bei Protesten gegen Evo umgekommen.Die Regeln in der Toilette des Busterminals (übrigens der ehemalige Bahnhof La Paz)... Schön ist auch, dass in vielen Bussen "Prohibido de escupir" (spucken) steht - es wird nämlich sonst im Bus herumgespuckt.
Endlich ging es nun, und das ziemlich reibungslos, mit dem Bus von La Paz zur bolivianischen Hauptstadt Sucre, benannt nach Antonio José de Sucre, Kumpan Simon Bolívars (nachdem Bolivien benannt ist).
In Sucre fanden wir auch noch ein unglaublich schönes Hostel: La Dolce Vita. Gehört einer Schweizerin und ihren französischen Mann/Freund/Partner/Lebensabschnittspartner und hat auf Hostelworld die unglaubliche Wertung von 96 Prozent.
Anasol mit dem verwöhnten HostelkaterDer lange Arm Uriellas a.k.a. Erika Bertschinger-Eicke...
Und wieder einmal eine "Ciudad Blanca"... auch wenn unter allen weissen Städten Sucre hinter Popayan (Kolumbien) und Arequipa (Peru) nur den dritten Platz holt, so ist sie sicher die schönste Stadt Boliviens. Vor allem weil hier nicht alles verbolivianisiert und verbaut ist - was ja La Paz eigentlich erst spannend macht. Die Kathedrale
Das Kloster "la Recoleta"
Die Region um Sucre ist berühmt für ihre Webereien. Wir besuchten das "Museo Textil Indigena" und ich hätte nie geglaubt, dass mich das so beeindrucken würde. Leider durfte man keine Fotos machen. Dies ist vom Souvenirstand...
Cholitas am Brunnen
Der Zitronengarten des Klosters la Recoleta
Der Chor des Klosters
Ja, das ist ein stolzer Blick! Stolz auf das superschöne neue T-Shirt...
Und nun die Entdeckung des Tages: Pompitas! Ich war absolut begeistert!
Die Dinger waren einfach unglaublich fein. Ich habe sie leider bis jetzt in Bolivien nicht mehr gefunden.
Sucre hat sogar seine eigene kleine Version des Eiffelturms... durch den gleichen Erbauer konstruiert. An den Abfallhaufen vorbei kämpften wir uns nach oben.
Und das wärs auch schon... der zweite Teil der Reise folgt im nächsten Eintrag zu Potosí und dem Salar de Uyuni. Dazu auch noch reichlich bolivianische Ereignisse und einen Abstecher in die Silberminen. Es wird spannend werden. Zuerst muss ich aber noch die Fotos bearbeiten. Hasta luego!
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