Erster Halt: Der Friedhof der Lokomotiven von Pulacayo
Hier erklärt er die Ursprünge der Vulkansteinformationen beim Vulkan Ollagüe
Zurück zum Text: In den Lagunen hat es im Sommer tausende Flamingos, mehr als an der Playa Flamingo in Costa Rica (wo es nämlich nie Flamingos hat)... Es ist bizarr, in diesem rauen Klima Flamingos zu sehen. Vor allem nun, wo nur ein paar wenige in der Kälte und dem Sturmwind ausharren. ...und der Wind wurde immer stärker.
Flamingos im Eis
Lagune
Vom Winde verweht
Eine andere Welt
Windwindwind
El Desierto de Siloli
Widrige Bedingungen, wunderschöne Landschaften
Rot
Die Farben entstehen durch die chemische Zusammensetzung der Steine und des Sandes. Wenn ich mich richtig erinnere: Rot für Eisen, Gelb für Schwefel und Grün für Kupfer... und dann alles mischen und dem rauen Klima aussetzen: Voilà, en Guete!
El Árbol de Piedra im Desierto de Siloli
Dann kommt man offiziell in die Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa. Irgendjemand hatte die gute Idee, man könnte die Touristen doch ein wenig abzocken und den Preis verfünffachen, ohne die Dienstleistungen zu verbessern. So einfach kann man Geld verdienen! Die Peruaner haben das schon vor einiger Zeit gemerkt... Es verbessert jedoch das Image des Landes nicht unbedingt (die Dienstleistung umfassen übrigens zwei Toiletten neben dem Árbol de Piedra, mehr gibts nicht).
Trotz des starken Windes wagten wir uns aus dem Jeep bei der berühmten Laguna Colorada. Die Laguna Colorada ist ein See auf 4278 Metern Höhe und mit einer Tiefe von nur 60 Zentimetern. In dem See leben Algen, welche das Wasser (normalerweise) feuerrot färben. Leider wurde dieser Effekt durch den extrem starken Wind geschwächt. Ausserdem war die Laguna auch ziemlich vereist.
Es gab leider nur ganz wenige Flamingos, inklusive ein paar weiterer Vögel, die gegen den unglaublichen Sturm ankämpften... während wir fast davonflogen.
Der weisse Staub besteht aus Magnesium, Sodium und weiteren Salzen, die hier abgelagert werden und durch den Wind aufgewirbelt wurden. Nicht weit von der Laguna entfernt, unsere zweite Unterkunft... Während in Europa, die Häuser an das jeweilige Klima angepasst gebaut werden, stehen hier auch mitten in einer Wüste, mit Temperaturen von bis zu -20 Grad, Lehmhütten mit riesigen Fensterflächen (und das sind nicht vierfach isoliert Scheiben wie in der Südschneise). Einige dieser Fenster haben den Sturm nicht überlebt... und bei einer dieser Hütten (zum Glück nicht bei unserer) hat es sogar das Dach weggewindet.
Der Plan des dritten Tages wäre gewesen: Die Geysire von Sol de Mañana zu besuchen, dann uns in den Termales de Polques aufzuwärmen, zur Laguna Verde zu fahren und uns dann von denjenigen, die nach Chile weiterreisen wollen (Scott und Umang), verabschieden.
Denkste! Der Sturm, der uns die ganze Nacht wachgehalten hatte, war so stark, dass die Grenze zu Chile geschlossen war und es unmöglich war, zu Sol de Mañana hochzufahren.
Stattdessen hiess es für alle: Zurück nach Uyuni. Nicht einmal ein Stopp bei den Rocas de Dalí war drin. Am nächsten an diese bizarren Steinformationen (die wir wenigstens vom Auto aus sahen) kamen die Steine beim nächsten Dorf, wo die Reste eines vor 10 Jahren abgestürzten Flugzeuges auf den Felsen thronen. Auch in der Dorfschule wurden die Scheiben zerschlagen
Scott mit seiner Kartonkamera und Mauricio, der den Sandplatz erwischte und Tonnen Sand einatmete.
Motorpanne mitten im Sandsturm... der Lack der Autos wurde total zerstört, die Sicht war teilweise gleich Null und wir standen stundenlang still im Nichts.
Schlussendlich haben wir von den Sehenswürdigkeiten am dritten Tag eigentlich nichts gesehen. Aber wir haben uns durch einen Sturm gerettet, den auch die Einheimischen noch nie erlebt hatten. Mario, unserem Fahrer, war die Angst jedenfalls ins Gesicht geschrieben...
Es ist erstaunlich, dass keiner der Jeeps Funk oder GPS hatte... ich will möchte mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, uns in diesem Sturm zu verirren (ein sehr realistisches Szenario) und im Jeep stecken zu bleiben... obwohl: Eine ähnliche Situation sollte in der gleichen Nacht folgen.
Mit der Busfirma Panasur, die "durchfallige Fahrten" nach La Paz hat (Rechtschreibung ist keine Stärke der Bolivianer, Spanisch ist oft nur die Zweitsprache), sollte es jedenfalls wieder zurück gehen. Ein weiteres Zitat hätte man an den Anfang dieses Eintrags stellen können: "In Bolivia, getting there is an important part of the travel experience, and often half of the fun!"
Selten hat sich der Lonely Planet mehr geirrt als in diesem Satz (auch wenn man fairerweise sagen muss, dass der Satz später ein wenig relativiert wird). Was nämlich auf dem Weg von Uyuni nach La Paz folgen sollte, brachte uns an die Grenze unserer Geduld und war nur mit viel schwarzem Humor zu ertragen.
Wir fuhren pünktlich von Uyuni los. Doch mitten in der Nacht hielt der Bus plötzlich an, stellte den Motor (und damit auch die Heizung) ab. Der Fahrer kam nicht auf die Idee, uns zu informieren, was los war. Niemand wusste was passiert war, bis ich aufstand und nachfragte.
Die Antwort hiess "Bloqueo". Wie wir nach einer unglaublich kalten Nacht im tief gefrorenen Bus feststellen mussten, sind das 30 Bauern, die mit ein paar Steinen den Weg blockieren, um ihre politischen Forderungen durchzusetzen. Als wir am nächsten Morgen mit dem Anführer der Bauern sprachen (oder besser: Ihn anschrieen, weil sich schon einige Aggressionen angestaut hatten) und ihn nach dem Grund der Blockierung der "Strasse" fragten, konnte er uns keine Antwort geben: "Muy complicado".
Die Bauern fanden es jedenfalls sehr lustig, als die frierenden Touristen aus dem Bus ausstiegen. Für sie ist dies ein legitimes Mittel, die Regierung unter Druck zu setzen, weil sie dadurch kaum Bolivianer treffen und der Regierung der Tourismus offensichtlich wertvoll ist.
Trotzdem kam in den 12 Stunden, die wir in der Wüste festsassen und froren, kein Polizist oder das Militär vorbei, um die Situation zu klären. Die vereiste Scheibe des Busses
"El colmo" war auch noch, dass der Bloqueo angeblich angekündigt war und die Busfirma uns trotzdem Tickets verkauft hat, im Wissen, dass der Bus La Paz am folgenden Tag nicht erreichen würde. Hauptsache, sie verdienen ihr Geld. Der Busfahrer hat dann auch munter mit den Bauern zusammen gegessen und sich an ihrem Feuer gewärmt, während die sich über die Touristen, seine Kunden, lustig machten. War ja auch nicht sein Problem! Er hatte ja sein Geld im Sack...
Jedenfalls, wir hatten keine andere Wahl (Anasol hatte ihren Flug am nächsten Morgen), überredeten wir einen Busfahrer, der auf der anderen Seite des Bloqueos stand und Mineure nach Uyuni hätte transportieren sollen, uns ins nächste Dorf mit Transportanschluss zu fahren. Schlussendlich akzeptierte der Fahrer sogar, und das, ohne uns übermässig abzuzocken.
Doch an diesem Tag sollte auch gar nichts funktionieren: Nach dem wir unter grossem Jubel losfuhren, brach der Motor des Busses nach ein paar Minuten das erste Mal zusammen... dann ein zweites Mal... ein drittes Mal... die Pausen dauerten einfach ewig.
Als dann alles reibungslos zu laufen schien, viel plötzlich eine Scheibe heraus... man konnte es wirklich nur noch mit schwarzem Humor aushalten... und als wir dann endlich kurz vor dem Ziel waren, platzte auch noch ein Reifen. Der Bus schlingerte gefährlich. Aber wir überlebten und mussten den letzten Kilometer zum Dorf zu Fuss gehen. Einfach nichts ging so, wie es sollte.
Hier der Bus mit kaputtem Reifen. Dreissig Personen inklusive Gepäck fanden in dem Teil Platz. Jedenfalls hatten wir unseren letzten Tag zusammen ein wenig anders vorgestellt. Relativ reibungslos gings dann aber von dort aus nach Oruro und von Oruro nach La Paz. Die Reise war jedoch enorm lang und nervenaufreibend. Nach vier Tagen ohne Dusche, einer eiskalten Nacht und einer 24 Stunden langen Reise in den Knochen verfluchten wir alles Bolivianische.
Am schlimmsten war jedoch die Machtlosigkeit, mit der wir den 30 Bauern und ihren undefinierbaren politischen Interessen und den fragwürdigen Methoden, diesen Interessen nachzugehen, ausgeliefert waren.
Naja, jedenfalls bin ich nun in La Paz und warte auf mein Bankkärtchen aus der Schweiz. Mittlerweile bestaune ich die abenteuerliche bolivianische Verkabelung (wer hat da noch die Übersicht?) und plane den Rest meiner Reise: Huayna Potosi? Cordillera Apolobamba? Cordillera Real? Isla del Sol? Santa Cruz? Die jesuitischen Missionen im Dschungel? Zuerst Chile oder Argentien? Fazit: Es war uns immer klar, dass wir im Nachhinein über die ganze Geschichte lachen würden. Es war einfach unglaublich, was an diesem Tag alles in die Hosen ging. Schlussendlich machen diese Erlebnisse auch Teil der Reise aus.
Ausserdem haben wir hier einige unglaublich schöne und einzigartige Dinge und Orte gesehen. Die Bolivianer haben eine andere Kultur als wir Europäer (oder eben auch als die Kolumbianer, welche viel offener und freundlicher sind). Es ist hier schwieriger, einen guten Service, gute Information, oder einen netten Kellner zu bekommen.
Aber wir haben auch sehr gute Leute getroffen. Der Taxifahrer von Potosí oder jener, der uns in La Paz zum Flughafen brachte, waren sehr nett, die Receptionistin und der Receptionist im Hostel Sol Andino auch, Jesus und Oscar war exzellente Führer, Mario (der Fahrer) und Kevin (ein Junge vom Salzhotel, der Angst im Dunkeln hatte und warum ich mit ihm nach draussen musste, um den Generator auszuschalten: "Hay terroristas en tu país?") waren super "buenagente"... leider gibt es halt auch noch die Leute an den Busschaltern, die Kellner vom "joyride" in Sucre oder in Uyuni...
So, genug Pathos... gibt wohl wieder einen Kaffee für diejenigen, die es bis hier runter geschafft haben.
(und es läuft "Mambo No. 5" zum dritten Mal...)
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