Dienstag, 22. Februar 2011

Ab in den Südosten: Jardín und Ciudad Bolívar

Nach dem mittleren Desaster in Mompox, versuchte Kolumbien mein Herz zurück zu gewinnen. In Jardín und Ciudad Bolívar, im Suroeste Antioquias, zeigte sich das Land jedenfalls von seiner besten Seite. Nachdem wir Medellín eher spät verlassen hatten, kamen wir relativ unkompliziert in Jardín an. Die schöne Kirche von Jardín.
Von Jardín aus gingen wir zuerst hoch zur Truchería
Forellenzucht, eine Spezialität der Region.

Forellen
Wieder zurück im Parque von Jardín
Iglesia de la Inmaculada Concepción
Essstände
Nightlife
Hotel Diana. Das billigste Hotel in Town. Für 20'000 Pesos (10 Franken) kriegt man zwar ein Bett, aber nicht sehr viel Respekt für die schlafenden Gäste ab 7 Uhr morgens.
Mit einer Gondel kann man auf einen Hügel mit Blick auf das Dorf hochfahren.

Die Kabel sehen irgendwie ziemlich dünn aus. Trotzdem sind wir ohne Probleme hoch und wieder hinunter gekommen. Die Gondel im Bananenfeld.
Jesus und seine Strassenlampe
Finca und Bananen
Wieder zurück nach Jardín
Die Atmosphäre im Dorf war einzigartig. Sonntags kommen die Bauern aus den umliegenden Höfen ins Dorf, um sich zu treffen, Pony Malta und natürlich Kaffee zu trinken und um in die Kirche zu gehen. Schnäuze, Sombreros und Ponchos an allen Ecken.
Das ist Kolumbien wie ich es mag. Idyllische Gassen, freundliche Leute, guter Kaffee, schönes Wetter.
Der Dorfplatz von Jardín ist voller mit Leder bespannter Holzstühle. Kein Plastik hier.
Durch Kaffeefelder und schöne Landschaften ging es von Jardín runter nach Ciudad Bolívar. Einiges tiefer und darum auch viel heisser.
Die grünen Hügel von Antioquia
Kaffee
Die Willys Jeeps. Ein Stolz der Region und nebenbei auch wichtiges Transportmittel.
Hier werden keine falschen Versprechen gemacht
In Ciudad Bolívar
Auch hier ist der Dorfplatz sonntags voller Menschen. Mit dem Klima ändert in Kolumbien das Temperament der Leute. Ciudad Bolívar ist viel Wärmer als das Kaffeedorf Jardín. Darum hat es mehr Lärm, es ist weniger sauber und organisiert und es hat Platsikstühle. Auch spürt man hier die Nähe des Chocós, der Pazifikküste von Antioquia, welche vor allem von den Nachfahren der Sklaven bewohnt ist.
Schatten
Auf dem Weg zurück nach Medellín. Willys Jeep.
Der Cerro Tusa, das Matterhorn Kolumbiens.
Oruga
Auch mein insgesamt zweiter Trip nach Suroeste war ein voller Erfolg. Die Dörfer der Region strahlen einen Stolz und eine Traditionalität aus, die andere Orte in Südamerika schon verloren haben. Zum Glück stehen Jardín und Ciudad Bolívar nicht im Lonely Planet und es verirrt sich ausser mir wohl kaum je ein Gringo in diese Region. Zum Abschluss noch ein mehr oder weniger geglücktes Fotos von unserer neuen Mitbewohnerin auf dem Balkon. Palomita, noch keine Woche alt.
Hasta luego. Im April wahrscheinlich wieder in der Schweiz...

Montag, 7. Februar 2011

(Un-)Willkommen in Mompox

Mompox könnte das Juwel in Kolumbiens Krone sein. Ein abgeschiedenes Dorf an den Ufern des legendären Río Magdalena. Ein Ort, UNESCO Welterbe, der seine Kultur und seine einzigartige Atmosphäre, wie sonst nirgends auf der Welt, bewahrt hat.

Hier lebt und atmet man Geschichte. Es könnte das zweite Cartagena Kolumbiens sein. Ein kleineres Cartagena - weniger touristisch, besser erhalten. Leider werden diese Erwartungen enttäuscht.

Zur historia unseres Wochenendausflugs: Mit dem Nachtbus erreichten wir den schrecklich dreckigen Ort Magangué. Dort überzeugte man uns, dass wir eine Mototaxi zu nehmen, um zur Bootsanlegestelle zu kommen... auch wenn in Wahrheit der nächste Steg nur wenige Meter entfernt gewesen wäre.
An der anderen Anlegestelle angekommen, mussten wir zwei Stunden auf ein Kanu, hier "Johnson" genannt, warten. Wenigstens haben wir durch diese Aktion je 2'000 Pesos (einen Franken) gespart.
Der Río Magdalena und Magangué im Hintergrund Unser Kanu kommt an
Seit den Überschwemmungen vom letzten Jahr ist die offizielle Fährverbindung unterbrochen. Das heisst, dass alles mit diesen Kanus über den Fluss gebracht wird.
Endlich ging's los
Río Magdalena
Magangué
Mit dem Johnson kamen wir in Bodega an. Dort mussten wir zum zweiten Mal ein Mototaxi nehmen, um nach Mompox zu kommen. Das Hochwasser hat in der Region ziemliche Spuren hinterlassen und viele Strassen und Brücken sind zerstört. Ausserdem liegt viel Abfall herum und tote Kühe treiben im Fluss.
Nach einer anstrengenden Stunde auf dem Motorrad kamen wir endlich in Mompox an. Die Reise ist Teil des Erlebnisses.
Unser Hostel: La Casa Amarilla. Ein sehr schönes, altes Haus. Gutes Hostel.

Den Rest des Tages erholten wir uns von den Strapazen der Reise und warteten auf des Ende der Mittagshitze.
Den Machismo habe ich bis jetzt selten so schlimm erlebt wie in Mompox: 15-jährige meinen, sie können einer Frau nachpfeifen, nur weil sie weiss ist, und wenn zwei Frauen die Nachts durch die Strassen laufen, werden sie auf ziemlich schockierende Weise angemacht und belästigt.
Mompox ist berühmt für seine Fenstergitter
La Calle Real del Medio
An der Calle Real findet man die schönsten und besterhaltenen kolonialen Häuser der Stadt.
Gitter
Geier
Blick auf den Río Magdalena
Es passiert nicht viel in diesem Dorf... und wenn einmal ein paar Gringos vorbeilaufen, ist dies ein ziemliches Ereignis.
Mompox ist sehr berühmt für seine "Mesedoras". Wenn die Tageshitze vorbei ist, setzten sich die Leute in den Schaukelstühlen auf die Strasse.
Der Hafen von Mompox ist total heruntergekommen. Obdachlose leben in dem Gebäude und es stinkt nach Urin und Abfall. Die Stadt bietet zum Teil einen traurigen Anblick.
Der Fluss, Brazo Mompox
Freitagabend
Die Calle Real, das Prunkstück der Stadt.
Die Iglesia de Santa Bárbara gleich bei unserem Hostel ist die schönste Kirche der Stadt. Leider sind die Kirchen meistens geschlossen, so dass man sie nur von aussen anschauen kann.
Die triste Realität: der Abfall.
Die Calle de la Albarrada gleich am Fluss. Der Mississippi Kolumbiens. Welcome to the Bayou.
Säulen
Die Fotos zeigen hoffentlich ein wenig, was dieser Ort eigentlich sein könnte. Im Herzen ist dies eine ehemals würdige und historisch wichtige Stadt, die nun aber langsam zu Grunde geht. Die Häuser sind riesig gross und schwierig zu unterhalten, die Leute hier sind einfach und arm, das Dorf ist am Ende der Welt... und es ist stickig heiss.
Iglesia de San Augstín
1810 war Mompox die erste Stadt, welche die Unabhängigkeit von Spanien erklärte. Nationalheld Simón Bolívar soll gesagt haben: "Si a Caracas debo la vida a Mompox debo la gloria".
Der Cementerio Municipal
Iglesia de Santo Domingo
Nach drei Tagen in Mompox, viel Erholung und Lesen im Hostel, Wandern durch die Gassen in Mompox, mussten wir uns auch schon auf den langen Heimweg machen.

Meine Brille (Ray Ban, 10'000 Pesos - 5 Franken) in der Chalupa auf dem Weg nach Magangué.
Fazit: Es war gut, nach Mompox, ein eigentlich ja schönes Dorf, zu gehen... aber...