Montag, 25. Juli 2011

Wanderstress durch Stresswandern im Tessin

Ich dachte, ich mache mal die Blogseite auf und schaue, ob da doch vielleicht etwa noch Inspiration vorhanden ist, einen schon schön vorbereiteten Eintrag anzufangen...und es scheint ganz gut zu klappen.

Wenn man auf Arbeitssuche ist, ist ja alles von so einer undurchsichtigen Schicht überzogen. Man möchte endlich wieder einmal etwas TUN und GELD verdienen... vor allem nachdem ich seit fast zwei Jahren (das Datum kommt immer näher) nur am Ausgeben bin. Im Gegensatz zur Wahl eines Studiums (so ist es jedenfalls in der Schweiz), muss man ja bei einem Job nicht nur selbst auswählen, sondern auch ausgewählt werden. Das macht ja das ganze so ungemütlich.

Genau solche Gedanken schwirren einem im Kopf herum... und da macht es fast Freude, wieder einmal einen Eintrag zu schreiben und ein wenig die mehr oder weniger guten Fotos und Erlebnisse zu beschreiben. Wenn man seinen CV und seine genialen (in meinem Fall) Qualifikationen im Zeug herumschickt, kann ein wenig Privatexhibitionismus auch nicht mehr schaden.

Da die Deutschschweiz wettertechnisch seit einiger Zeit eine "no go"-Zone für Wanderer ist, verschob sich der schon länger geplante Wanderaktivismus des vergangenen Wochenendes vom Safiental ins schöne Ticino.

Dort trafen einige schon am Freitag Abend ein. Übernachtet wurde in der wirklich schönen Jugenherberge in Bellinzona. Leider liegt sie aber direkt an den Bahngleisen - was uns aber nicht hinderte, am Zmorgebuffet gnadenlos zu zu schlagen.

Das Wanderplanungs-Komitee hatte eine zweitägige Wanderung Isone - Monte Bar - San Lucio - Bogno vorgeschlagen. Zu diesem Zweck mussten aber alle Wanderer den Regionalzug von 9 27 von Bellinzona nach Rivera-Bironico erreichen. Weil der Zugführer sich aber weigerte, auf den Schnellzug aus Zürich zu warten, waren wir plötzlich im Tal unten gestrandet. Mit Autostopp bei einem hippie-esken Bergssteiger und einer romantischen älteren Dame erreichten wir unseren Ausgangspunkt dann aber doch zu einen einigermassen akzeptablen Zeitpunkt.

Ab jetzt wird fotografiert und weniger philosophiert: Die Kirche von Isone
Zuerst einmal hundert Meter hoch zur Alpe Murcicce (951m)
Isone von der Militärstrasse hoch zur Alpe Pavrosio aus
Zum ersten Mal sieht man (fast) Lugano... und das Wetter wird schlechter
Das obligatorische Foto... leider nicht ganz scharf
Auf dem Motto della Croce (1393m) hätte dann eine geniale Aussicht auf Lugano und den Lago... wenn sich nicht die Wolken die ganze Zeit davor schieben würden. Erste Regentropfen.
Auf einer Teerstrasse wird dann eher ungemütlich bis zur Capanna Monte Bar (1600m) hochgestresst.
In Rekordzeit erreichen wir die Capanna, die leider voll ist. Darum hatten wir auch schon vorher im Rifugio San Lucio reserviert. Doch das Wetter sieht nicht allzu gut aus. Der Hüttenwart telefoniert etwas herum...
...dafür müssen wir ihm aber eine Geiss mitnehmen, die einigen Wanderern nachgelaufen ist: Lindsey. Lindsey hat die Angewohnheit, dass sie Wanderern über mehrere Stunden wie ein Hund nachläuft.
...und so macht sie das auch bei uns
Blick von den Hängen des Monte Bar Richtung Lugano
Bei Fanny, Lindeys Geissenmutter, gibt's eine Erfrischung auf den erfolgreichen Ziegentransport.
Ziegenschinken
Kaum wollen wir aber endlich Richtung Passo San Lucio aufbrechen, wandern uns schon wieder drei Geissen hinterher: Lindsey mit zwei Kolleginnen. Schäferhund Kelly nimmt sich der Sache an.
Der Weg wird immer schwieriger und das Wetter nicht besser. Die Wanderung zum Passo San Lucio zieht sich ziemlich in die Länge.
Ankunft am Ziel. Warme Dusche!
Das Rifugio San Lucio war früher der Grenzposten auf italienischer Seite. Die Hütte wurde im 2000 umgebaut und für 40 Euro kann man hier in ziemlich grossem Hüttenluxus übernachten.
Die Gruppe: 50% Manuels und drei andere
Nach dem Abendessen - ein geniales Dreigangmenu (Viva Italia) - kam plötzlich die Sonne. Blick nach Italien. Blick nach Lugano
Sonne
Tibet
Stimmung
Misstrauisch
Grappa und Welpe
Unser Spitz ist dann wahrscheinlich ziemlich froh, als wir die Hütte am nächsten Tag verlassen. Die beiden etwas eigenen Hüttenwarte waren gute Gastgeber. Was will man mehr als gutes Essen, schöne Lage und tiefen Schlaf.
Der Passo San Lucio mit den Rifugio hinten und der Kirche vorne.
Über dem Valcolla geht's Richtung Lugano
Die Alpen im Hintergrund
Ze Group
Auf einem der Denti della Vecchia mit Blick auf einen der anderen "alten Zähne" und dem Monte Rosa Massiv dahinter.
Der italienische Arm des Lago di Lugano
Alter Mann - vor lauter Stress fast nicht gesehen
Vor der Alpe Bolla hat man dann eine unglaubliche Sicht auf Lugano, den Lago di Lugano und den Lago Maggiore.
Weg hinunter
Von der Alpe Bolla ging's dann hinunter nach Bré Paese... und von dort, nach Coupe und Abschiedsbier, im Bus nach Lugano.
Der Zug über die Alpen und in den Regen war dann ziemlich überfüllt... und ich merke, dass meine Kreativität nicht ganz bis zu Ende gereicht hat. Jedenfalls kamen alle mit vollem Herzen und reiner Seele kamen in Zürich an. Amen.

PS: Ich muss schon anmerken, dass in dieser Wanderung ziemlich gestresst wurde... so dass der Hoffotograf nach jedem Foto einen unüberbrückbaren Abstand zu überbrücken hatte. Ein unhaltbarer Zustand! Heitere Bimbam. So jetzt: Amen.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Ein Titel mit Ftan, den Lais da Macun und dem Nationalpark

Inspirationen für den Anfang dieses Eintrages hätten sein können: Ein unpassendes Otto Zitat ("Hohes Gewicht, liebe Geschwollnen. Angenagter"), ein "chemische Drogen"-lastiges Festival (Burning Mountain), oder eine Wanderung im Nationalpark über 3000 Höhenmeter... all das hat aber nichts genützt, um eine gute Einleitung zu finden. Darum zur Ablenkung soviel: Mit diesem Blog habe ich bis jetzt zur Aufbesserung meines Arbeitslosenbudgets geniale 9 Franken verdient... dies ist passiert, weil einige wenige den Mut hatten, auf die Werbebanner in meinem Blog zu klicken... Ihr wisst was zu tun ist! 

Eines schönen Freitages nahm ich den Zug von Frauenfeld ins Unterengadin. Mein Götti hat im Dorf Ftan eine ziemlich geniale Ferienwohnung. Die Aussicht spricht schon Bände Nach einem Tag Ausspannen gesellten sich zwei wanderfreudige Freunde zu mir und wir nahmen die Wanderroute Nr. 21 im Nationalpark in Angriff. Vom Dorf Zernez, der "Hauptstadt des Nationalparks", ging's 1500 Meter hoch auf den Munt Baselgia... und dann alles wieder runter zum Dorf Lavin auf der anderen Seite.

Blick auf das Engadin
Die fröhlichen Wandervögel mit (ernsthaft) gefährlichen Wanderstöcken Blick rüber zum Ofenpass An der Baumgrenze An diesem Wochenende fand im Zernez das Burning Mountain Goafestival statt. Morgens um 8 Uhr waren die Boxen immer noch voll augedreht und die zugedröhnte Menge immer noch am Tanzen. Der Acid-Trip dröhnte bis zu uns und trieb uns den Berg hoch. Der Weg wurde immer schwieriger, das Wetter immer kälter und dafür die Aussicht immer besser. Am Schluss transformierte sich der Weg in eine Geröllhalde, auf der man mühsam die letzten hundert Höhenmeter machen musste. Me SteingeissVon oben hat man dann aber einen genialen Ausblick auf das Engadin, den Ofenpass und auf das Unterengadin. Es hat sich gelohnt. Schnee Die Gruppe Der eigentlich Grund aber, um bis auf den Munt Baselgia und beinahe 3000 Meter hinauf zu steigen, sind die genialen Lais da Macun auf der anderen Seite. Das sind dutzende kleine Seelein in allen Blautönen. Schnee... es wurde kalt. Zum Glück blieben die Wolken im Norden hängen. Lais da Macun Mondlandschaft Türkis wie das karibische Meer Der Abstieg vom Gipfel zur Fuorcletta da Barcli ist dann nicht minder schwierig als der Aufstieg. Viele grosse Steine... und besser nicht ausrutschen. Die Lais da Macun sind eine Exklave des Nationalparks.Der Abstieg zu den Seen Moses weist den Weg Schon sehr beeindruckende Aussicht Schnee
Krank Nach einem kurzen und kalten Picknick nahmen wir die restlichen 1000 Höhenmeter des steilen Abstiegs in Angriff Blick auf die Alp Zeznina Die Alp auf 2000 Metern 16 Tons - Tennessee Ernie Ford Nach einem fast unfallfreien Abstieg kamen wir nach fast 7 Stunden Wanderung wieder unten an. Lavin Nach dieser Anstrengung haben wir uns unser Yak-Steak aus dem Safiental wohl verdient. Das Küchenteam war 1A. Sonnenuntergang von unserem Panoramabalkon aus Das ist mal eine Aussicht Die Kirche von Ftan. Der Turm steht neben der eigentlichen Kirche Ftan Am nächsten Tag gab's noch eine Yak-Cervelat bei der Grillstelle Lai da Pesch hinter dem Hochalpinen Institut in Ftan. Hochentspannt und mit etwas Muskelkater ging's dann wieder zurück ins warme (das heisst "wärmere") Unterland. A revair!