Donnerstag, 16. Juni 2011

Tour d'Europe

Neulich, als ich die Statistiken meines Blogs anschaute, sah ich, dass mehrere hundert Leute meinen Blog schon gelesen, oder zumindest angeschaut hatten (über 12'000 Klicks in den letzten 12 Monaten).
Als ich dann die meistgelesenen Einträge anschaute, merkte ich, dass ich früher viel mehr geschrieben habe, als in den neueren Einträgen. Vielleicht hatte ich nach 20 Monaten Bloggen auch ein wenig den Blogkoller. Ich habe mich aus diesem Grund vorgenommen, (erstens) überhaupt einen Blog zu meiner kleinen Europareise zu schreiben und (zweitens) dabei wieder mehr zu schreiben. Auch wenn die kulturellen Erfahrungen bei einem Europareisli natürlich weniger intensiv sind, als in Südamerika. 

Nun denn, lass uns den Eintrag beginnen. Anlass und Anstoss der Reise war ein Fest des holländischen Teils meiner Familie in den belgischen Ardennen, in der Nähe von Bastogne. Diese (hügelige) Bergkette, und vor allem auch die Stadt Bastogne, war im zweiten Weltkrieg stark umkämpft. Die Ardennenoffensive der Deutschen war der letzte verzweifelte Versuch, die Alliierten (wie viele Wörter gibt es sonst noch auf Deutsch mit zwei "ii"hintereinander?) wieder zurück zu drängen. Jeder der "Band of Brothers" gesehen hat, weiss, wie hart der Überlebenskampf der eingekesselten Amerikaner war. Neben der pausenlosen Bombardierung, mussten sie auch noch ohne Winterkleider in ihren Erdlöchern ausharren. Das Mardasson-Denkmal gedenkt den 76'890 amerikanischen Soldaten, die bei der Ardennenoffensive getötet oder verwundet wurden. Die Stadt Namur hat mir schon, als ich vor nun schon fast 8 Jahren nach Belgien zog, sehr gut gefallen. Die stark befestigte Stadt liegt an der Mündung der Sambre in die Maas. Die Altstadt Oberhalb der Stadt thront die Zitadelle von Namur, an der seit dem Mittelalter ständig um- und angebaut wurde, um sich den neuen Angriffswaffen anzupassen. Von der Festung aus hat man einen genialen Ausblick auf die Stadt und die beiden Flüsse. Die Sambre. Ironischerweise liegt die Stadt auf der eigentlich engeren Seite des Tals. Der Grund dafür ist, dass die andere Seite dem Bischof gehörte und darum nicht besiedelt werden konnte... Weiter Richtung Frankreich, an der Maas entlang, erreicht man Dinant. Das Tal wird enger und Autos, Fluss, Stadt und Zuglinien passen fast nicht mehr alle zusammen in das enge Tal. Man braucht nicht lange, um festzustellen, dass dieses Dorf etwas mit Saxophonen am Hut hat. And indeed: Monsieur Sax, ein Verrückter, der mehrere hundert Instrumente patentierte und zweimal Konkurs ging, wurde in Dinant geboren. Das Saxophon hat er dann jedoch in Paris erfunden.
In welchem Haus Adolphe Sax nun wirklich geboren wurde ist nicht ganz klar, denn das Haus ist zweimal abgebrannt und steht heute nicht mehr. Dinant: Viel Verkehr, wenig Ruhe... und Saxophone in allen Farben. Über die Grenze, raus aus den Ardennen, rein in die sanften Hügel Lothringens. Die berühmte Kathedrale von Reims. Engel In Reims wurde ungefähr 497 der merowingische König Chlodwig I. getauft. Darum wurden fast alle französischen König in der wirklich beeindruckenden Kathedrale von Reims gekrönt und gesalbt. "Le Sourire de Reims" Die Westfassade Impressionnant Piquenique in der Kälte... und zwischen den Fronten des ersten Weltkrieges. Zuerst kommt man nämlich an den französischen und amerikanischen Militärfriedhöfen vorbei, und dann, weiter östlich, an den deutschen Friedhöfen. Am Deutschen Soldatenfriedhof Thiaucourt sieht man auch, dass auch viele Juden im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite gefallen sind.
Die meisten hat man nicht mehr erkannt. Nancy: Durch einen komischen Zufall der Geschichte kam der Pole Stanislaw Leszcynski zum Recht, bis zu seinem Lebensende in der Stadt zu regieren. 

(Die Geschichte in Klammern: X wollte Y, Tochter von Z heiraten. Der Pole ist Schwiegervater von A, König von Frankreich. Der Kaiser von Deutschland gibt Lothringen an Frankreich, X muss weg und kriegt dafür die Toskana und darf Y heiraten, der Typ, der in der Toskana war, kriegt Sizilien und unser Pole kriegt Nancy bis an sein Lebensende.)

Nach dem Tod von Stanislaw soll Nancy an Frankreich fallen. Das Blöde ist nur, dass unser Pole 89 Jahre alt wird und in dieser Zeit sich ganz der Verschönerung seiner Stadt hingibt. Daraus entstand die Place Stanislas, einer der schönsten Plätze Europas, mit seinen berühmten vergoldeten Gittertoren. UNESCO Weltkulturerbe.Place Stanislas Die Eltern in einer schlechten Pizzeria im Zentrum. Unser letzter Abend, vor dass ich weiter nach Freiburg reiste. Meine Eltern geniessen... ...Glücksrad in Frankreich - um einiges trashiger als die deutsche Version. Leicht bekleidete Buchstabendreherin. Am nächsten Tag kam ich gegen Mittag mit dem ICE in Freiburg im Breisgau an, wo mich (die leider unfotografierte und darum anonyme) Maren empfing und auf eine professionelle Stadtführung mitnahm.

Das Martinstor Kerzen im Freiburger Münster Exzentrischer Wasserspeier Blick auf das Münster und die schöne Altstadt. Freiburg ist eine wirklich schöne Stadt und hat ein gutes Flair. Viele Studis, die Bächle, kreative Toiletten in den Restaurants. Die Stolpersteine sind ein Kunstprojekt von Gunter Demnig, der damit an die Opfer der NS-Zeit erinnern möchte.
Ansschliessend auf diese Tour d'Europe folgte die Wanderung durch den Schwarzwald... gleich in der nächsten Folge der "Schwarzwaldklinik". Schaltet also bald wieder ein!