Mittwoch, 28. April 2010

Szenerie und Spektakel: Mit dem Bus von Leymebamba nach Celendín und Cajamarca

Nach einer langen (und nur halb erfolgreichen) Kleiderwasch-Session und ein wenig Erholung von meinem Trek zur Laguna de los Cóndores nahm ich am nächsten Morgen den Bus von Leymebamba nach Celendín. Die Strecke führt über zwei Pässe von über 3000 Metern und ist sehr spektakulär. Fünf Stunden auf Kieswegen an Abgründen vorbei...Da geht es schon ziemlich weit runter Peligro, via angostaPanne Nummer eins: Irgend etwas war an der Federung gebrochen. Ein Hammer wurde hervorgeholt und die Federung zurecht gehämmert. Dann wurde das ganze mit einer Schnur zusammengebunden... das sollte bei einem tonnenschweren Bus dann schon reichen. Abgründe Je tiefer man kommt, desto trockener wird es... Zwischenstopp Movil Tours
Die Oase unten am Fluss
Und dann gab's auch schon die nächste Panne: Der Reifen
Den hat's ziemlich erwischt
Und weiter geht's hoch zum zweiten 3000 Meter Pass...Aus dem Fenster
Am Abend kam ich dann endlich in Celendín an. In dieser Stadt musste ich dann einen wichtigen Unterschied zwischen Kolumbianern und Peruanern erfahren: Während, wenn man einen Kolumbianer nach dem Weg fragt, meistens eine konkrete Antwort bekommt (inklusive: Ich weiss es nicht), zeigt ein Peruaner einem auch dann den Weg, wenn er keine Ahnung hat... Wird nicht bei allen so sein, aber auf der Suche nach dem Hostal "Orange" (von einer Holländerin), bekam ich einige viele verschiedene Wegbeschreibungen. Leider war die Besitzerin dann krank und konnte keine Gäste aufnehmen.

Ich ging dann ins Hostal "Mi Posada". Sehr zu empfehlen! Leider habe ich von Celendín, ein hübsches Dörflein, nicht viele Fotos gemacht. Zum einen weil mich die beiden Hotelbesitzer etwa zwei Stunden voll quatschten, und zum andern, weil es den nächsten Tag regnete.

Jedenfalls bin ich nun vor zwei Tagen in Cajamarca angekommen. Meine erste grössere und "normale" peruanische Stadt (Iquitos zählt für mich nicht als normale Stadt...).

Ich hatte sehr viele schlechte Dinge gehört über diesen Ort. Und es stimmt: Die Beschreibung im Reiseführer stimmt nicht wirklich mit der heutigen Realität überein. Dies ist vor allem so, weil hier in der Umgebung Gold gefunden wurde, welches nun durch eine amerikanische Firma mit eher fragwürdigen Mitteln ausgehoben wird. Anscheinend gibt es an der Küste mit einer chinesischen Ölfirma eine ähnliche Geschichte...

Jedenfalls ist die Stadt stark gewachsen... was sie aber nicht davon abhält eine schöne Stadt zu sein. Finde ich jedenfalls.

Cajamarca hat in der Geschichte Perus eine ziemlich wichtige Bedeutung: Hier trafen nämlich die Spanier auf den Inkakönig Atahualpa. Nachdem Atahualpa die ihm offerierte Bibel auf den Boden schmiss, metzelten die Spanier 7000 Inkas nieder und nahmen den König gefangen.

Die Kathedrale
Koloniale Kirchen
Das Hostal Plaza. Simple Sache. Erstaunlich gross und: Gratis Internet!
Hier an diesem Ort wurde Atahualpa gefangen gehalten. Nachdem die Inkas für ihren König ein Lösegeld von einer Kammer Gold und zwei Kammern Silber bezahlt hatten (heutiger Wert etwa 60 Millionen Dollar... der Wert des eingeschmolzenen Schmucks, unermesslich), brachten ihn die Spanier dann trotzdem um. Weil er im letzten Moment die Taufe akzeptierte, wurde er nicht verbrannt sondern, etwas "humaner", gehängt.
Die Kirche von Belén
Das Hospital von Belén. Ein Nonnenkloster.
Iglesia de San Francisco... Öffnungszeiten sind so eine Sache.
In Kolumbien sieht man nur Renault 4... hier sieht man Käfer.Die Treppen hoch zum Cerro Santa Apolonia. Frau mit typischem Hut (und Kleidern).
Die Aussicht auf die Plaza de Armas (in Kolumbien heissen alle Plätze Bolívar, hier sind es Plaza de Armas...)
Cajamarca
Der Markt
En Guete!
Auch wenns zu einem tragischen Ereignis (Erdbeben in Chile) ist, fand ich diesen Comic zur südamerikanischen Fernsehkultur lustig. Hauptsache der Fernseher funktioniert noch!

Matsch und Mumien in Leymebamba und der Laguna de los Cóndores

Hier folgt bereits der zweite Streich: Meine anstrengenden Tage als einsamer Tourist im nördlichen Hochland Perus.

Nach meiner Übernachtung im Dörfchen María bei Kuélap, erwischte ich um halb sechs Uhr morgens das erste Colectivo Taxi runter ins Tal. Der Fahrer gab Gas wie ein Ralley Fahrer (ohne Schleudern zwar, dafür aber mit beschlagener Scheibe)... der hunderte Meter tiefe Abgrund machte das Ganze auch nicht gerade angenehmer.

Jedenfalls kam ich, nachdem ich in Tingo auf einen anderen Colectivo gewechselt hatte, um 9 Uhr lebend im Dorf Leymebamba an. Wie man vielleicht merkt, sind die Dorfnamen in Peru ungleich komplizierter als in Kolumbien (dort kann man normalerweise ein "San" vor einen Heiligennamen setzen und voilà!)... Hier stammen die Namen von Quechua-Ausdrücken, auch wenn hier im Norden niemand Quechua spricht. Bamba heisst übrigens soviel wie Ebene. Es gibt darum auch ziemlich viele Bambas.

Nach einigem Suchen und Verhandeln quartierte ich mich schlussendlich in der Hospedaje Laguna de los Cóndores ein... eine gute Entscheidung.

Es sollten noch mehr Verhandlungen und Entscheidungen folgen... zuerst ging es aber, nach dringend benötigter Erholung, hoch ins Museo Leymebamba. In diesem Museum befinden sich die Fundstücke der Gräber, die an der Laguna de los Cóndores ausgehoben wurden. In 1995 haben nämlich Feldarbeiter in diesem ziemlich abgelegenen Winkel der Anden eine Grabstätte der Chachapoyas entdeckt... und natürlich sofort ausgeraubt. "Comercializar" heisst das dann hier oben.

Die Regierung schritt ein und die Mumien und Fundstücke wurden, wegen der Feuchtigkeit (die ich später selbst erleben durfte) hinunter nach Leymebamba gebracht. Das Museum wurde mit österreichischer Unterstützung gebaut. Und "einige" der 219 Mumien sind dort ausgestellt.
Das sind schon ziemlich viele tote Menschen...
Selbstporträt mit Mumie
Auf dem Weg zurück nach Leymebamba
Hier wird auf dem Feld noch knallhart geschuftet...
Der Dorfplatz von Leymebamba. Die beiden Deutschen, welche ich in Chachapoyas kennengelernt hatte, nannten Leymebamba das schönste Dorf Perus. Es ist beschaulich und die Leute sind höflich und zurückhaltend. Ich habe in den drei bis vier Tagen dort keinen einzigen Touristen getroffen. Wurde dementsprechend angestarrt und weckte Interesse.
Die Strasse zu meinem Hotel. Mit kichernden Teenies... ¡Ay, el gringo!
Nach einigem Herumstudieren hatte ich mich endlich entschieden: Zuerst einmal, dass ich den Trek zur Laguna de los Cóndores machen wollte, und zudem auch noch mit wem...

So warteten am Freitagmorgen um acht Uhr mein Führer Lenny und das Pferd Lucmo (oder so... soll nach einer Frucht benannt sein) auf mich. Tagesziel: Die Cabaña bei der Laguna de los Cóndores, 10 bis 12 Stunden zu Fuss durch Matsch und Sumpf entfernt.
Es folgen nun, wie mir erst jetzt auffällt, ziemlich viele Selbstporträts. Ich weiss auch nicht, an was es liegt. Narzissmus? Wahrscheinlich liegt es daran, dass mein Guide "eher" eine stille Person war und ich mich halt irgendwie selbst beschäftigen musste. Ich unterhielt mich also sozusagen mit der Kamera...

Hier ein Foto zur Veranschaulichung des "Strassenzustands"... sehr matschig und anstrengend.
La Muralla: Ein unglaublich faszinierender Abschnitt des Treks. Zusammen mit dem Wind und der Feuchtigkeit und den Wolken und der Sonne die durch scheint und dem Regen der plötzlich aus dem Nichts kommt und dem Gras das sich bewegt und dem modrigen Geruch und der Kühle.
Mittagspause. Lucmo beginnt schon mal zu essen. Daneben Lenny, der seinen Plastikhelm sogar zum Kochen nicht abnahm...
Pflanze
La Muralla
Was man im Dschungel nicht findet, hat es hier schon: Blumen in allen Formen und Farben.
Wasser Wasser Wasser... und Frösche
Danach ging's steil nach oben. An solchen Orten hiess es dann meistens: "Sube tu caballo, Manuelito!" Doch Manuelito läuft gern (und gut) und reitet ungern (und schlecht).
So sieht man nach 6 Stunden Marsch aus
Und es geht ständig bergauf
Wenn man den höchsten Punkt erreicht hat, geht's anderthalb Stunden nur noch runter (und auf dem Rückweg das ganze wieder hoch)... hier "mi caballo"
Blick hinunter
Und dann endlich erreichten wir die Hütte, in einer ziemlich respektablen Zeit, so würde ich doch meinen... Die Hütte ist, wie man sieht, eine ziemlich rustikale Angelegenheit. Der Preis (60 Soles für zwei Nächte, das sind 22 Franken) ist dafür fast ein wenig überrissen für peruanische Standarts. Ein Einzelzimmer in einem Hostel kostet hier normalerweise 15 Soles pro Nacht (5,50 Franken).
Die Küche
Da es sich als unmöglich erwies, mit meinem Führer ein anständiges Gespräch anzufangen (ich habe es wirklich versucht), und weil das Unterhaltungsangebot dort oben eher dünn ist, ging ich relativ früh ins Bett.

Am nächsten Morgen stand das eigentliche Ziel des Treks auf dem Programm: Die Laguna und die Grabstätten. Ich stellte mir eine relativ lockere Wanderung von zwei Stunden hin und zwei zurück vor... wie man sich täuschen kann! Zumindest gab es zum Anfang einen Blick auf die Lagune.
Da sah ich noch frisch aus... Auf diesem Feld arbeiteten die Männer, welche die Grabstätten entdeckten. Hier stand auch das Dorf der Chachapoyas, welche ihre Toten auf die andere Seite der Lagune in den Felsen hoch trugen. Die Lagune - wie ein Spiegel Die Lagune hiess früher anders, wurde dann aber umgetauft, um sie für den Tourismus attraktiver zu machen. Kondoren hat es hier jedenfalls keine. Wenn man einmal dem Matsch an der Lagune nach gelaufen ist, geht es plötzlich steil nach oben. Es war wohl der anstrengdste "Weg" den ich jemals "gelaufen" bin. Mitten durch den Dschungel geht es unglaublich steil an Flüsschen und Wasserfällen vorbei, Leitern und Baumwurzeln hoch, und über matschige "Stufen" und glitschige Steine. Ich war stark am Limit. Aber das Begrüssungskomitee wartete oben schon... die mussten wenigstens nicht hoch laufen, sondern wurden getragen.
Hier waren also die 219 Mumien versteckt.
Der Blick auf die Lagune
Felszeichnungen
Der Ort ist schwierig zu fotografieren, weil man nur etwa 2 Meter Platz vor dem Abgrund hat.
Auch beim Fischen wird der Helm benötigt... ganz nach Bert Visscher: "Wat ist het belangrijkste?! De helm!"
Auf dem Weg zurück zur Cabaña Abendstimmung Am nächsten Tag ging es früh los. Man kann ja auch nicht ewig schlafen. Es hatte die ganze Nacht geregnet (sprich: gestürmt) und all die kleinen Flüsschen vom Hinweg wurden zu reissenden Flüssen und der Matschweg wurde zum Bach. Dann ging es (wieder einmal) hoch und hoch und hoch... und dann wieder runter. La Muralla.
Es ist übrigens schwierig, auf einem Pferd gute Fotos zu machen.
Endlich wieder laufen!
Der Weg wurde durch Holzblöcke verstärktUnd nach (rekordverdächtig schnellen) 6 Stunden Marsch: Der Blick runter auf Leymebamba.
Weiter geht's mit dem folgenden Eintrag und der spektakulären Busfahrt von Leymebamba nach Celendín.