Mittwoch, 30. Juni 2010

Chullpas in Puno und dann weiter zu Evo

Nachdem ich schon viel zu viel Zeit in Cusco verbracht hatte, kaufte ich endlich ein Ticket nach Puno am Titicacasee. Im Casa del Abuelo fand ich sogar ein eigenes privates Zimmer für wenig Geld.
Ich hatte keine Lust, auf die berühmten künstlichen schwimmenden Inseln aus Totora-Gräsern zu gehen. Stattdessen entschied ich mich für Sillustani.
Dies sind Grabtürme, sogenannte Chullpas, in welchen das Volk der Colla ihre Toten begruben. Die Türme stehen am Ufer des Sees Umayo.
Durch diese Öffnungen wurden die Toten in die Türme gebracht. Die Struktur der Türme soll komplizierter sein, als die Bauten der Inkas und Archäologen haben es immer noch nicht geschafft, die Türme nachzubauen.
Umayo


Der Ort strahlt eine sehr grosse Ruhe aus. Ich lass ein wenig James Bond auf den Steinen dort, ass mein Proviant und schaute auf den See hinaus... Am Nachmittag starten dann die Tours von Puno aus und man hat keine ruhige Minute mehr an diesem Ort.
Meine Führerin... ging zwischenzeitlich ein wenig auf Meerschweinchenjagd und war dabei auch fast erfolgreich.
...aber sie begleitete mich sonst treu auf meiner Wanderung an den Chullpas und dem Seeufer entlang.
Kaktus
Diese Stiere sind auf den Dachgiebeln vieler Häuser in Südperu.
Zu Fuss auf dem Weg zurück ins Dorf nach Antucolla.
Mystisch
Wasserkühe mit den Chullpas von Sillustani im Hintergrund.

Gut platzierte Babylamas... 1 Sol pro Foto, wenn der Bauer hinschaut...
Von Puno aus ging es dann am nächsten Tag schon Richtung Bolivien... Die Prozedur war kompliziert aber nicht allzu Mühsam. Ein paar Stempel hier, ein bisschen Schlangenstehen dort. Jedenfalls nichts von der Korruption und der Schikanierung in Venezuela. Durch mein nettes Lächeln habe ich von Herrn Grenzbeamten sogar unübliche 60 Tage Aufenthalt bekommen... aber mit ganz legalen Methoden!
Unser Bus und Schweizer Reisekollegin Ramona
Überquerung des Titicaca auf einer Fähre... Die Boote sehen sehr fiberglasig aus... sind aber Nussschalen aus Holz.
... und es gab wiedermal ein Fest und Tanz mit Taschentüchern...
Auf dem Altiplano... schon fast in La Paz. Dies ist der Hausberg: Illimani (6438 Meter)
Evo de Nuevo... auch hier sind bald Wahlen.
So... und nun sitze ich hier mit Anasol in einem Kaffee in La Paz. In meinem nicht zu empfehlenden Hostel Loki, habe ich mir eine kräftige Magenverstimmung geholt von der ich mich erst heute, nach einer Woche, vollständig erholt habe... und dann kommt auch noch gleich Holland in den Final.

Hup Holland!

Dies solls nun aber sein für eine Weile! Aloha ein nächstes Mal!

Mit Winnetou in Cusco und alleine Pisac

Als Referenz an meine bereits wochenlangen Abstinenz hier ein Zitat zum Thema:

"To alcohol! The cause of, and solution to, all of life's problems!" Homer Simpson, Episode Homer vs. the Eighteenth Amendment


Es ist wirklich schon lange her, dass ich mich gemeldet habe. Das hat verschiedene Gründe: Erstens, haben mich in den letzten zwei Wochen verschiedene Viren und Magenprobleme (unter anderem das Essen des Hostels Loki in La Paz) wieder einmal ausser Gefecht gesetzt...

Zweitens muss ich zugeben, dass mich Cusco zwar schön ist, aber wegen den zu vielen Touristen nicht aus den Socken gehauen hat... und drittens... naja gäbe sicher auch noch ein drittens und viertens und so.

Zum Thema: Cusco ist die am längsten durchgehend bewohnte Stadt Südamerikas und war die Hauptstadt des grössten Reiches auf diesem Kontinent: Das Imperium der Inka. Auch wenn die Inka schlussendlich nur 100 Jahre dominierten, umfasste das Gebiet das heutige Peru, Bolivien, Ecuador, und Teile Kolumbiens und Chiles.

Auch heute werden die Traditionen der Inkas noch hoch gehalten... Quechua, die Sprache der Inkas, wird noch verbreitet gesprochen (auch wenn Spanisch in den grösseren Orten klar dominiert) und die Stadt ist sichtlich stolz auf ihre historischen Wurzeln.

Nur ist es manchmal nicht ganz einfach, den Unterschied zwischen echter ursprünglicher Kultur und Disney Land-ähnlicher Tourismusveranstaltung zu erkennen. Vieles hat hier den etwas fahlen Beigeschmack von Geldmacherei. "Massaaaage, Mister, Massage!"

Man fühlt sich wie ein laufender Dollarschein.

Dies ist vor allem während dem Inti Raymi der Fall. Dies ist/war das Fest der Inkas zur Sonnenwende und ist heute die Jahreszeit, wo die Stadt aus allen Nähten platzt... Sponsor ist übrigens Visa (wenn's wenigstens Inka Cola gewesen wäre).

Es gibt jedenfalls (unendlich) viele und lange Umzüge in traditionellen Trachten, Tänzen mit Taschentüchern, Musik, Böllern und vielen Zuschauern.
Auf zum Tanz! Glücklich werden die Nastücher geschwenkt. Wegen der hohen Preise (für südamerikanische Verhältnisse) und den unglaublich vielen Leuten, konnte ich mich kaum dazu motivieren, die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Nach einigem Studieren und nachdem sicher fünf Touristengruppen rausgeschleust wurden, besuchte ich schlussendlich doch den ehemaligen Goldpalast der Inkas Coricancha. Heute Ort des Benediktinerklosters von Santo Domingo, welches auf den Fundamenten aus der Inkazeit steht. Wenn es ein exemplarisches Bild für die Geschichte Südamerikas gibt, dann dies.
Die Strassen von Cusco. Es ist wirklich beeindruckend, wie man die Geschichte Cuscos in der Architektur der Stadt ablesen kann: Inkamauern, koloniale Mauern, Stromleitungen...
Auch hier beweisen die Inkas, dass die exzellente Steinmetze waren. "Iglesia la Compañía de Jesús" und wieder einmal ein Umzug... wie jeden Tag.
Und am nächsten Tag: Ein Umzug...
Dieses Mal war es der Tag der Inti Raymi selbst: Pappmaché Steine wurden um den Brunnen gebastelt, um die würdige Inkazeremonie zu umrahmen... nicht für nichts waren die Inkas ja Meister im Umgang mit Steinen. Und schon kommen die Plastik-Indianer... Hier Winnetou, der Häuptling der Inkas.
Und hier sein Blutsbruder mit der Muschel
Auf dem Weg in die Menge... schwer ist es jedenfalls nicht.
Ich jedenfalls zog es vor, dem ganzen Rummel zu entfliehen und fuhr mit dem Bus nach Pisac, um dort (fast alleine für mich) die Ruinen zu besichtigen.
Der Dorfplatz des heutigen Dorfes Pisac
Im Militärbezirk der Ruinen...
Die Ruinen von Pisac sind wirklich beeindruckend... und vor allem auch unglaublich gross. Von der Ausbreitung her wahrscheinlich grösser als Machu Picchu.

Hier der Tempelbezirk
Das Wassersystem ist einfach immer ziemlich faszinierend.
Einige wenige Touristen hatten sich aber trotzdem in diese beeindruckenden Ruinen verirrt. Pisac liegt ziemlich imposant über einer Kreuzung von drei Tälern.
Steine, millimetergenau. Terrassen und der Militärbezirk oben.
Geplünderte Grablöcher auf der anderen Talseite
Kaum zurück in Cusco: Es wird immer noch getanzt, getrunken und in die Gassen gepinkelt (wobei der Urin - beeindruckende Mengen davon - dann schön durch die ganze Festgemeinschaft hindurch hinunterfliesst).
Souvenirs
Tags darauf ging's mit dem Bus raus aus Cusco und dann zu Fuss an verschiedenen Ruinen vorbei wieder zurück in die Stadt.
Wiedermal wird irgendein Spektakel vorbereitet
Gefährliche Papieräxte... selbst gebastelt
Die Ruinen von Sacsayhuamán liegen gleich oberhalb Cuscos. Sie sind vor allem berühmt, weil der Name gleich klingt wie "sexy woman"... und weil sie eine der wichtigsten Festungen der Inkas zum Schutz ihrer Hauptstadt waren.

Hier Überreste der Bühne der Inti Raymi Zeremonie vom Vortag. Für einen Plastiksitz bezahlt man 90 Dollar... und man darf dem Laientheater zusehen.
Das Zentrum von Cusco Cusco wurde nach den Plänen von seinen Herrschern in der Form eines Pumas gebaut (die Repräsentation des Irdischen... Machu Picchu hat die Form eines Kondors, des Himmlischen). Die Zacken in Sacsayhuamán stellen die Zähne des Pumas dar... und waren ausserdem gut zur Verteidigung.
Camouflage
Coricancha bei Nacht
Kleine Bemerkung am Rande: Das wirklich Genialste was ich von Cusco aus gemacht habe ist ein Mountainbiketrip zu den Terrassen von Moray und dann weiter von dort zu den Salineras von Maras. Der Downhill war absolut genial. Pures Adrenalin! Ausserdem waren vor allem die Salineras (kleine Terrassen, welche die Bauern gebaut haben, um Salz aus einer Quelle zu gewinnen) unglaublich fotogen... Das Problem war nur, dass ich die Kamera ohne die Memory Card mitschleppte...