Montag, 16. August 2010

Chile! Arica und Desierto de Atacama

Es wurde Zeit, mein geliebt ungeliebtes Bolivien zu verlassen. Es war wenigstens nie langweilig, ausser vielleicht in der Woche, wo ich, zum Teil auch wegen der bolivianischen Post, gezwungen war, auf meine Bankkarte aus der Schweiz zu warten.

Ich hatte auch wirklich gar keine andere Option, als das Land zu verlassen. Der ganze Süden Boliviens war durch Blockaden in der Provinz Potosí von der Aussenwelt abgeschlossen.

Eines schönen Morgens um 5 Uhr, stand ich also auf, um mich auf den Weg nach Chile zu machen. In einem Bus mit 20 schusseligen Koreanern ging es, mitten durch den Parque Nacional Sajama, über die Grenze.
Die Strasse führt am spektakulären Vulkan Sajama vorbei, mit 6542 Metern der höchste Berg des Landes. Ein würdiger Abschied der unglaublichen Landschaften Boliviens. Leider sass ich auf der falschen Seite des Busses und konnte keine Fotos vom Sajama machen.

Der Grenzübergang bei Tambo Quemado/Chungara war kein Problem. Witzig war nur, dass den chilenischen Grenzbeamten meine Karteikärtchen mit den spanischen Wörtern ein wenig verdächtig vorkamen und ich ihnen eine kleine LAP-Lektion (Lern- und Arbeitstechnik) erteilen musste. Hochalpine und gefrässige Möwen
Boygroup
Der Bus war übrigens auch super. Das einzig Negative war, dass sie im Bus eine Adam Sandler DVD abspielten und ich mir darum vier Adam Sandler Filme hintereinander anschauen musste... schön war auch, dass die DVD beim Ende gleich wieder beim ersten Film anfing. War auch gleich der schlimmste Film (Reign over me) der vier. 

Interessant ist auch, dass die Busfirmen hier alle etwas mit "Pullman" heissen. Anscheinend war dies bis in die 40er Jahre eine Firma, die Busse herstellte. Jedenfalls kam ich gegen Mittag gut in Arica an... Die deutsche Übersetzung würde etwa "Wuchtel" oder "Chwuchtel" heissen (komplizierter Scherz, auf tiefem Niveau - kann eigentlich nicht funktionieren).

Mein Hostal "Sunny Days" war super und der Eigentümer, ein älterer Neuseeländer, unglaublich freundlich und hilfsbereit. Ich war nach Bolivien gar nicht mehr an so viel Gastfreundlichkeit gewohnt und erwartete bei jeder Frage eine abfällige Bemerkung... aber nichts davon! Nach einem sehr passiven Tag, ging ich mit den Hostel-Mädels auf eine Velotour an der Küste entlang.

Kaum sichtbar auf dem Foto: Eine Seelöwenkolonie vor der Küste
Aus Mangel an guten Selbstporträts... gleichzeitig auch das letzte Bild meiner geliebten 80ies Brille. R.I.P.
Der Felsen ist weiss von... Vogelscheisse.
Mein Grüppchen: Mareike (Deutschland, gutes Lachen), Shauna (Schottland) und Mari...irgendwas (Quebec, komplizierter Name)
Das Meer... schon komisch wie schnell man hier von 4000 Metern über Meer am Meer ist. Gut, ging immer noch acht Stunden, aber trotzdem. Der Felsen ist so weiss wegen der Vogelscheisse, wie auch schon geschrieben ein wichtiges Exportprodukt Perus und Chiles im 19. Jahrhundert.
Arica hat nicht sehr viel zu bieten. Einige Strände mit guten Wellen, eine Einkaufsstrasse, die mir fast ein bisschen Heimweh machte, und eine ungewöhnliche Stahlkirche von Eiffel (Iglesia San Marcos), welche in Paris vorgebaut und dann mit dem Schiff nach Chile transportiert wurde. Sicht auf Wuchtel von El Morro aus
Arica ist ausserdem berühmt, weil auf dem Hügel El Morro eine wichtige Schlacht in der Guerra del Pacífico (1879-1884) gegen Bolivien gewonnen wurde. Seither weint Bolivien dem verlorenen Meeranschluss nach, und Chile freut sich über unermesslich grosse Kupferreserven (55% der Exporte)
Man könnte jeweils unglaublich viel über die Unterschiede zwischen zwei Ländern schreiben. Es gibt aber selten so viele neue Eindrücke wie beim Grenzübergang von Bolivien nach Chile (auch wenn die umgekehrte Richtung für einen Europäer noch krasser sein muss).

Jedenfalls könnte ich hier einen halben Roman schreiben. Es gibt Supermärkte, es liegt wenig Abfall herum (auch wenn Chile eines der unökologischsten Länder der Welt ist), die Leute sind freundlich, sie sprechen ein unverständliches Spanisch, die Autos halten für Fussgänger, es wird wenig gehupt... Ich fühle mich jedenfalls, und das hat vor allem mit den Leuten zu tun, unglaublich wohl hier. Man fühlt sich hier einiges willkommener als in Bolivien. Es gibt nur ein Problem: Chile ist UNGLAUBLICH TEUER!
Auch modisch haben die Chileninnen etwas drauf. Der Kulturunterschied von bolivianischen Polleras zu supercoolen Jeansleggins könnte kaum grösser sein. In diesem Falle würde ich die Pollera wahrscheinlich sogar vorziehen...
Mit dem Nachtbus, und dieses Mal ohne Streiks und Blockaden, ging es von Arica nach San Pedro de Atacama

Ich checkte in meinem Hostal, dem Hostelling International, ein... durch den hohen Hotelpreis ein wenig gestresst, buchte ich gleich vier Touren für die nächsten drei Tage.

Die erste Tour war gleich ein Reinfall: Valle de la Luna und Valle de la Muerte (und ja: war gar nicht das letzte Foto der Brille... darum nun: R.I.P. liebe Gloria) Das Valle de la Luna
Zugegeben: Die Aussicht ist eindrücklich und die Namen sind gut für das Marketing (hier das Valle de la Muerte)...
...es gibt nur einen Nachteil: TOURISTEN! ...und zwar massenweise.
Schicht aus Vulkanasche (dieses Wort wird Nadine Roth gewidmet)
Die Führer haben auch einige schöne Geschichten drauf... zum Beispiel, dass die eine Wand Muro de China heisst... und das dort das Amphiteatro steht... muss man eigentlich aber auch gar nicht wissen.
Der Eingang ins Valle de la Luna
Hier die drei Marien... aber: Who cares?
Unser Safaritruck. Irgendwie unpraktisch...
Valle de la Luna
Ich kann mich nicht mehr an den Namen des Hausvulkans von San Pedro erinnern...
Und eben: Der Sonnenuntergang vom Valle de Luna aus ist ein fester Programmpunkt der meisten der (vielen) Touriagenturen in San Pedro de Atacama. Das heisst, dass man diesen einzigartigen Moment mit mehreren hundert Leuten teilen muss... was den Moment leider alles andere als einzigartig macht.
Ah ja, wie habe ich das nicht erwähnen können: Die Wüste von Atacama ist die trockenste der Welt.
Die zweite Tour war da schon einiges eindrücklicher: Mit SPACE (soll heissen: San Pedro de Atacama Celestial Explorations) fährt man zu einer Sternwarte in der Wüste. Zuerst erklärt eine Chilenin sehr viele interessante Dinge, die ich leider schon alle wieder vergessen habe. Dann kann man durch verschiedene Teleskope farbige Sterne, Nebel, sich formende Sterne, unglaublich viele Sterne zusammen, den Mond, und Alpha Centauri beobachten.

Selbst für mich, der mit Sternen nicht viel am Hut hat, war es super interessant und wirklich genial. Nach all den Sternen ging es ins warme Innere, wo ein französischer Astronom noch mehr, noch interessantere Dinge erzählte... die ich aber auch alle wieder vergessen habe. War jedenfalls super!
Ich hatte bei der Agentur Grado 10 drei Tours gebucht. So ging es am nächsten Morgen schon sehr früh los Richtung Salar de Atacama.
Erstens: Es war verdammt kalt
Zweitens: Es folgen viele Fotos gegen das Licht und mit Spiegelungen
Im Gegensatz zum Salar de Uyuni fällt hier kein Regen. Darum formt sich hier keine Fläche sondern ein Gebiet von unebenen Salzsteinen.
Und, da Salz kein Wasser absorbiert, hat es kleine Seen und Teiche. Hier meine Gruppe...

Endlich kommt die Sonne... und ein wenig Wärme
In den Seen hat es Flamingos, welche sich von kleinen Krebsen ernähren.
Laguna Chaxa
Diese Krebse enthalten Karotin und färben die Flamingos rosa
Um die Kälte aushalten zu können, begrenzen die Flamingos ihre Körperaktivität auf die lebenswichtigen Funktionen. Morgens brauchen sie dann einige Zeit, um vollständig aufzutauen.

Unser Führer, dessen Namen ich leider vergessen habe (dies ist der Blog der vergessenen Namen).
Laguna Miscanti mit dem Vulkan Miscanti im Hintergrund
Laguna Miñiques und Vulkan Miñiques
Das Dorf Toconao
Oldtimer
Quebrada de Jere... ein Fluss mitten in der Wüste
Der Salar war definitiv das Highlight des Trips.

Looks comfy! Das einzige Foto von San Pedro. Das Dorf ist theoretisch schön, alles aus Lehm, aber zu touristisch und vor lauter Schildern kann man keine guten Fotos mehr machen.
Wegen Grado 10 durfte ich am nächsten Tag sogar um 4 Uhr aufstehen. Nach zwei Stunden Fahrt mussten wir das Auto in die unglaubliche Kälte hinaus verlassen.

Die Gruppe: Scott (Australien), Nicole Spider (USA), Chilene ohne Name, Mike der Führer, Juan (Chile), Luciano (Chile) und Nathalie (Kanada, lebt in Korea) Ziel der Tour war das höchste Geyserfeld der Welt...
...und ich muss wirklich sagen, dass dies eines der Highlights meiner Reise sein wird (mit Ausnahme, dass ich mir dort oben fast die Zehen abgefroren habe).
Beim Barte des Arafat!
Leider entkommt man auch hier den Touristenströmen nicht. Da man aber so unglaublich früh aufstehen muss, hat es bedeutend weniger Leute als beim Sonnenuntergang im Valle de la Luna.
Man muss jedoch schon bei Sonnenaufgang bei den Geysiren sein, nachmittags verdampft das Wasser in der Hitze ganz ohne Dampf.
Unter dem tragischen Präsident Salvador Allende, dem ersten gewählten marxistischen Präsident der Welt, wurde im Geyserfeld ein Geowärmeprojekt gestartet... unter Augusto Pinochet, neben dass er bei seinem Putsch tausende Menschen tötete, wurde auch dieses Projekt gekippt.
Endlich kommt die Sonne
Nach den Geysiren besucht man ein Dörfchen, wo die Touristen dann schlechtes und überteuertes Lamafleisch probieren dürfen
Die Fläche bei San Pedro mit dem Salzsee
Juan, muy buenagente, mit unserem Transportmittel
Nach so viel Powerreisen brauche ich nun definitiv eine Pause. Auch wenn man hier fast ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man einen Tag nichts macht. Das Geld scheint hier fast von alleine wegzuschmelzen. Für eine Tasse Kaffee bezahlt man hier schnell 5 Franken... und die Hostels sind dreimal teurer als in Bolivien und Peru.

Nun bin ich, nach einer 16-stündigen Busreise (neuer Rekord!) bin ich nun in der Stadt La Serena angekommen. Auch La Serena liegt am Meer...
Nun gilt es, den Rest der Reise ein wenig weiter zu planen... Der Blogeintrag ist leider ein wenig uninspiriert geraten. Naja, man kann ja nicht immer Topqualität liefern. Viva Chile!

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