Sonntag, 5. September 2010

Fire and Ice: Skifahren auf dem Vulkan

Ich stelle vor, das vielleicht gemütlichste Hostel von Südamerika: "Hostal El Refugio" in Pucón.

Dieser Ort ist so unglaublich gemütlich, dass man manchmal eine Pause von all der Gemütlichkeit haben möchte. Man kommt nicht zum Blog schreiben, Lesen, Mails schreiben, etc... weil man einfach immer beim Cheminée sitzt, ein Bier oder Kaffee neben sich, und mit jemandem über irgendein Thema spricht.

Auch Pucón selbst ist gefährlich gemütlich. Ich kam früh morgens mit dem Bus von Santiago in Pucón an. Die Fahrt am Lago Villarrica vorbei und mit spektakulärem Blick auf den aktivsten Vulkan Chiles (und das will was heissen im vulkanreichsten Land der Welt) ist einfach umwerfend.

Pucón ist im (chilenischen) Sommer ein Touristenzentrum. Jetzt befindet sich das Dorf aber im Winterhalbschlaf. Die Strassen sind voller halbleerer Restaurants und Souvenirshops... da ich aber in meinen neun Tagen dort sowieso fast immer im Hostel sass und ass, konnte mir das egal sein.

An meinem zweiten Tag im Pucón wollten wir den Vulkan Villarrica besteigen. Da dies aber wegen schlechten Wetters nicht möglich war, beschlossen wir, in El Cañi Schneeschuhlaufen zu gehen.

Hier der Vulkan Villarrica beim Aufstieg ins Santuario.
Eis
Die 550 Hektaren Wald von El Cañi wurden 1991 durch Fundación Lahuen mit Geld von Ancient Forests International gekauft, weil das Gebiet abgeholzt hätte werden sollen.
Unsere Gruppe bei der ersten Laguna: Rémy (Frankreich, spricht betrunken plötzlich fliessend Englisch), Mariana (Brasilien), Jesse (Kanada), James (Neuseeland), Amber (Kanada/Australien, arbeitet zusammen mit James im Hostel), Brandon (Südafrika), Manuel (Turkmenistan), Alice (USA)
Auf dem Weg hinauf zur Laguna Negra
Die unglaublich schönen Araucaría Bäume. Auf Englisch heissen die Auracaría "Monkey puzzle trees", weil die komplizierte Rinde jeden Affen verwirren würde. Ausserdem wurde die Region nach diesen Bäumen benannt.
Schneeschuhläufer
Einige der grösseren Bäume sind über 1800 Jahre alt. Die Araucaría wachsen unglaublich langsam.
Winterwunderland
Flussbett
Araucariaschatten
Auf dem Weg zurück
Barbas de viejo
Die Wanderung dauerte ziemlich lange 7 Stunden. War wirklich schön... ich bekam schon richtig Lust um Ski zu fahren bei all dem Neuschnee.
Am nächsten Tag war das Wetter besser und wir den Vulkan Villarrica in Angriff nehmen. Bei Aguaventura hatte ich ganz passable Skis gemietet und mit der Agentur Sierra Nevada ging es hoch. Beinahe das ganze Hostel kam mit und fast alle mit dem Snowboard oder mit den Skis... Normalerweise eine absolute Ausnahme.
Durch die Form des Vulkans, ist es sehr schwierig Distanzen einzuschätzen und man hat das Gefühl, das man überhaupt nicht vorwärts kommt... von dieser Krete aus sind es immerhin noch zwei Stunden bis zur rauchenden Spitze.
Nach fünf Stunden Aufstieg mit den schweren Skis und Skischuhen auf dem Rücken kommt man endlich auf 2847 Metern an. Nur zwei von unserer Gruppe haben es nicht geschafft... wir haben auf dem Weg auch ziemlich viele andere Gruppen überholt.

Blick in den Krater hinein. Je nach Wind hat man einen ziemlichen Schwefelgeruch in der Nase. Manchmal spritzt auch Lava hoch, was ich aber leider nicht gesehen habe. In der Nacht sieht man das Lava von Pucón aus leuchten.
Turkmenbaschi und der Vulkan
Es ist ziemlich gefährlich, auf dem Vulkan herum zu laufen, weil es überall Löcher unter dem Schnee hat, in welche man hineinfallen kann.
Panorama vom Vulkan aus. Thanks Antony!
Blick runter auf Pucón und den Lago Villarrica.
Der Volcán Quetrupillán (2360 m), der ebenfalls Teil des Parque Nacional Villarrica ist
Unsere Gruppe. Hinten: Der Turkmene, Rémy (Frankreich), Antony (Australien), James (Neuseeland), Cédric (ebenfalls Turkmene, aus Davos). Vorne: Brandon (Südafrika), Carl (Kanada/Quebec), spanisches Mädchen und Pascal (Turkmene aus Davos)
Und dann hiess es zum ersten Mal in anderthalb Jahren Skis anziehen und einen aktiven Vulkan hinunter fahren. Und ich muss sagen: Der Norweger, der vor ein paar hundert Jahren das Skifahren erfunden hat ist ein absolutes Genie! Bra gjort Sjønfrød Kjønson!

Ich hatte jedenfalls einen absoluten Adrenalintrip. Der Schnee war zwar nicht der Hammer, aber er war immerhin unbefahren und man fand immer wieder steilere Abschnitte, wo man zwischen den Felsen hinabstechen konnte.
Ich habe jedenfalls definitiv ein Motiv, um im Winter wieder zurück in der Schweiz zu sein
Ziemlich fertig von diesem unglaublichen Erlebnis beschlossen Carl, Brandon, Antony und ich zu den Termas los Pozones zu gehen.
Die gleiche Gruppe ging am Tag darauf, auf dem Rio Trancura raften. Die Outfits waren schonmal super...
Es gab ein Boot voller Brasilianer, Team Brasil, und ein Boot mit lauter Englischsprachigen und mir, Team Welt... Hier das Team Welt bei der Einführung.
Es entwickelte sich ein ziemlicher Wettkampf zwischen Team Brasil und Team Welt... wobei das Team Welt deutlich gewann und mehrere erfolgreiche Attacken auf das ziemlich unkoordiniert agierende Boot der Brasilianer durchführte.
Brandon und ich
Auf einem ruhigen Teil des Flusses... alle Fotos übrigens von Antony.
Angespornt durch die geniale Vulkanabfahrt, beschloss ich, einen Tag im Skigebiet von Pucón skifahren zu gehen... leider war dies ein ziemlicher Misserfolg. Da sie Geld sparen wollen, schliessen die Puconesen die besten Lifte und öffnen nur die Anfängerlifte unten am Vulkan... Jeder der also nach Pucon Skifahren kommen will: Den Vulkan hochlaufen ist die einzige Art, auf diesem Berg ein wenig Spass zu haben... Schade.
Durch das volle Programm der Tage zuvor und wegen einiger ereignissreicher Partynächte, liess ich es in den nächsten Tagen etwas ruhiger angehen.

An meinem vorletzten Tag in Pucón ging ich noch mit dem Hostelhund, Negra, spazieren. Hier der Friedhof von Pucón.
Aussichtspunkt auf Pucón mit Jesus, Cristina (Neuseeland) und la Negra.
Pucón
Negra wurde als Welpe von ein paar Backpackern mit ins Hostel genommen und ist nun der absolute Star des Hostels und wohl einer der verwöhntesten Hunde der Welt.
Eine Sayenne-Persönlichkeit mit Labrador-Einfluss
Sonnenuntergang beim Lago Villarrica
Die Fotos sind leider etwas körnig... aber trotzdem okay geworden
Nach neun Tagen konnte ich mich endlich aufraffen, das Hostal el Refugio und Pucón zu verlassen. Es waren vor allem der Besitzer Peter, und Amber und James, die beide im Hostel arbeiten, welche den Ort so genial machen.

Die letzten Tage habe ich vor allem damit verbracht, die nächsten Reiseschritte zu planen. Nun bin ich auf der Insel Chiloé und feiere hier mein ein-jähriges Reisejubiläum - Turkmenistan ist schon unglaublich weit weg - in einer Woche werde ich dann höchstwahrscheinlich in Puerto Montt ein Boot nehmen und dann in vier Tagen bis nach Patagonien runter schiffen... klingt gut, nicht?

2 Kommentare:

  1. que genial! moriria por estar alla y subir al volcan una vez. he estado varias veces pero hasta el momento nunca resultó.

    Hace un tiempo que descubri tu blog y me fascinaba desde el primer momento. pasa que algunas veces ando mirando las fotos y leo todos tus posts de tu viaje tan increible. gracias por compartir (aunque no nos conocemos...).

    te deseo toda la suerte del mundo y espero que estes muy bien al regreso a Suiza.

    saludos

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  2. muchas gracias nadia. que honor! saludos, Manuel

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