Montag, 7. Dezember 2009

República Bolivariana de Venezuela

Endlich habe ich wieder mal ein inspirierendes Zitat gefunden:

“Es gab in der Geschichte der Menschheit drei grosse Trottel: Jesus, Don Quixote und mich.” Simón Bolívar kurz vor seinem Tod.

Willkommen in der República Bolivariana de Venezuela (die ihren Namen übrigens von Venedig hat).

Was fällt mir sonst noch ein zu Venezuela: Grosse amerikanische Autos mit V8 Motoren, chaotische Busterminals, unfreundliche Leute, Hugo Chávez und seine Stella, menschenleere Städte, unfreundliche Hotelbesitzer, Direct TV auf den kleinsten Hütten, viel Abfall neben den Strassen, viele Menschen vs. wenige Menschen, “unisex” Coiffeure (wie in der Schweiz).

Wie man vielleicht merkt, war mein venezolanisches Erlebnis bisher nicht sehr positiv.

Der Plan war eigentlich, für einen Tag schnell von Kolumbien über die Grenze nach Venezuela zu hüpfen, damit ich wieder ein neues kolumbianisches Visum für zwei Monate erhalte. Ich bestieg in also in Santa Marta den Bus nach Maracaibo - Venezuelas zweitgrösste Stadt und Ölboomtown.

In dem schön stark hinunter gekühlten Amerlujo-Bus (man durfte nicht einmal die Vorhänge des Busses öffnen, damit es im Bus ja nicht zu warm wird) ging es los, bis dann plötzlich etwas im linken Hinterrad knallte und der Bus ziemlich stark zu zittern begann…

Natürlich hat niemand reagiert, so dass der einzige nicht-Latino zum Busfahrer nach vorne gehen musste und dem Busfahrer mit seinem drei Monate alten Spanisch erklären musste, dass etwas mit dem Rad nicht stimmt. Es wurde dann ein wenig geschaut und ein wenig angefasst, aber nichts repariert… Jedenfalls haben wird es bis zur Grenze geschafft, wo wir dann den Bus wechseln konnten.

Dort ist eigentlich alles gut gelaufen. Aussteigen, Stempel holen, durch den Abfall und an irgendwelchen dubiosen Typen vorbei über die Grenze waten, wieder einen Stempel holen (dieses Mal rot und venezolanisch), Koffer durchsuchen lassen und wieder einsteigen. Ich musste nicht einmal den Beamten bestechen… nicht wie meine drei koreanischen Reisekollegen. Die weigerten sich aber ohne Quittung etwas zu bezahlen. Wahrscheinlich stehen sie immer noch an der Grenze, während ihr Gepäck mittlerweile mit dem Bus in Caracas angekommen ist.

Leider teilte mir der Grenzbeamte aber mit, dass ich mindestens drei Tage in Venezuela bleiben muss, um ein Visa zu erhalten, was meine Pläne und meine zwei folgenden Tage ziemlich durcheinander brachte (und immer noch bringt).

Endlich in Maracaibo (kein schöner Ort) angekommen ging ich in das erstbeste Hotel: Hotel Shariff. Und das beste Hotel war es auch wirklich nur, weil es das erste war.

Ohne Internet und auch sonst irgendwelche Informationen (die Venezolaner wollten auf meine Fragen irgendwie auch nicht richtig antworten) verbrachte ich die Nacht und den nächsten Morgen. Mit dem Taxi ging's dann schlussendlich zum maracaibischen Busterminal. Ich erschrak schon ziemlich als ich die Rückseite des Terminals sah, zum Glück war die vordere Seite dann ein wenig besser, wenn auch immer noch ziemlich chaotisch.

Wenigstens hatte es ein Internetcafe (oder auf venezolanisch: Un cyber) und ich kam endlich an meine Informationen heran (eine exzellente, wenn auch ein wenig amerikanisch übervorsichtige Quelle: Wikitravel). Innerhalb einer Stunde intensiven Surfens entschied ich mich also, nach Coro zu fahren, die erste Hauptstadt Venezuelas, eine der ältesten Städte Südamerikas und Weltkulturerbe… klingt zugegebenermassen alles ziemlich gut, auch wenn die Stadt bis jetzt ihre Versprechen nicht hält.

Ich habe aber zum Glück einen Engländer (Jim, Jack, John? – sollte mir endlich angewöhnen, Namen beim ersten Mal zu merken) getroffen, der mit mir das Hostel teilt (Posada Turística El Gallo – der Besitzer wird im Lonely Planet hoch gelobt, benimmt sich aber bis jetzt höchst französisch) und mit dem ich morgen ein wenig rumreisen werde.

Dazwischen war natürlich noch eine weitere Erlebnis-Busreise von Maracaibo und Coro: Mit geschätzten 160 km/h auf der Landstrasse in einem unklimatisierten Bus (wenigstens hatte es genügend Fahrtwind), dessen Bremsen zum Glück mindestens so gut waren wie die unglaublich laute Hupe.

Fotos gibt es bis jetzt leider keine und die Eindrücke von diesem Land sind bis jetzt vorwiegend negativ, wie man sicher gemerkt hat. Der Drang wieder nach Kolumbien zurück zu kehren ist jedenfalls ziemlich gross. Die Devise heisst nun: Offen bleiben und auf bessere Zeiten hoffen.

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