Montag, 14. Dezember 2009

Das Ende von Venezuela - Coro und wieder Maracaibo

Ich bin nun hier in Cabo de la Vela und hänge in meiner Hängematte. Ich wollte jetzt eigentlich damit anfangen, dass jede Reise seine Höhe- und Tiefpunkte hat und dass, nachdem die letzten Tage schon ziemlich kompliziert waren, auch Cabo de la Vela (und auf diesen Ort habe ich mich wirklich gefreut) nicht hält was es verspricht.

ABER: Nun habe ich gerade die Fotos angeschaut, die ich heute von den Kitesurfern und vom Strand gemacht habe... und die Fotos sind wirklich gut. Muss sie gerade noch einmal anschauen.

Doch ich werde nun erst einmal über die letzten zwei Tage in Venezuela schreiben. Sonst komme ich nirgends hin. Jedenfalls war die Entscheidung, unvorbereitet nach Venezuela zu fahren, keine Gute… auch wenn das Ganze so eine Art Happy End hat.

Jedenfalls entschieden mein englischer Hotelkumpel und ich, die Stadt Coro ein wenig zu besichtigen. Grundsätzlich eine schöne Stadt, auch wenn ich mich nie mit der Atmosphäre anfreunden konnte (wie übrigens der namenlose Engländer – sonst ein Venezuela-Fan – auch nicht). Irgendwie unheimlich.

Gegen Nachmittag gingen wir noch zum Parque Nacional Los Médanos. Das sind einige Sanddünen die gleich neben der Stadt liegen. Ist sogar ein Nationalpark... Und wieder war die Atmosphäre komisch: Die Anlagen waren nämlich riesig, aber es war absolut niemand dort. Nur Ziegen und zwei Gringos (nämlich wir). Das wäre dann der Engländer ohne Namen... Die Iglesia de San Francisco
Mein Hotel "El Gallo"... eigentlich schön. Das Problem ist mehr der unfreundliche Besitzer und die durch den Wechselkurs super teuren Zimmer.
Nach einer unfreiwilligen Sightseeingtour der Aussenviertel Coros per Bus (“Sí sí, el bus va al centro” – was technisch gesehen auch stimmte) checkte ich im Hotel meine Mails. Eliane schrieb mir, dass sie gute Freunde in Maracaibo hat. Die Entscheidung war schnell gefällt: Dank der absurden Differenz zwischen dem offiziellen und dem schwarzen Wechselkurs hatte ich nämlich kein Geld mehr und in Coro hielt mich sowieso nichts.

Der absolut unfreundliche Franzose vom Hotel liess mich sogar ziehen. Jedoch nicht ohne vorher einige blöde Sprüche über Schweizer, Schwarzgeld und Banken zu machen. Mit gefühlten 160 km/h und begleitet durch die schönen Klänge eines lateinamerikanischen Heintjes (leider habe ich im Internet nichts über ihn gefunden) ging es wieder zurück nach Maracaibo.

Dort wurde ich schon von Vanessa am Terminal erwartet. Vanessa und ihr Bruder Juan Pablo waren gute Freunde von Eliane während ihres Austauschjahrs in Venezuela. Die Zwei wohnen nun zusammen mit ihrem Bruder Victor seit kurzem in einem ziemlich heruntergekommenen Haus. Die etwas bruchbudige Atmosphäre macht Vanessa aber mit ihrem unübertroffenen Mutterinstinkt und Gastfreundschaft locker weg. Genau das was ich brauchte: Ein wenig Liebe für mein wundes Herz…

Am nächsten Tag, Juan Pablos 22. Geburtstag (auch bekannt als "dos paticos", weil die 2 angeblich wie eine Ente aussehen soll), nahm er mich mit zu einem Ausflug in die vielen Shoppingcenter der Stadt mit. Auf dem Weg von einem Zentrum zum anderen sahen wir einen Toyota FJ mit (wie wir später hörten) fünfzig Einschusslöchern und mindestens eben so vielen Schaulustigen. Wir wären fast Zeugen der Ermordung von Chichi geworden, einem 28-jährigen Traficante. Hier ein Newsbericht dazu (plus das Auto wie wir es gesehen haben).

Wenigstens gingen wir dann auch noch an den ziemlich verschmutzten See, wo man Chávez' Öltanker bewundern kann.
Nachdem wir mit der Familie Juan Pablos Geburtstag gefeiert hatten, nahmen mich Vanessa und ihr Cousin Victor (ja: In dieser Familie heissen alle Victor) mit zu ein bisschen Autosightseeing. So sah ich, nachdem ich schon einige Stunden ohne Orientierungssinn durch diese komische Stadt gefahren war, wenigstens einige schönere Orte dieser Stadt.

Hier noch ein Foto von mir mit Vanessa und Juan Pablo... unten links sieht man auch noch den kleinen... ja wie wohl... Victor. Leider kann man wegen der Kriminalität am Abend nicht aus dem Auto aussteigen... darum hier noch ein Foto aus dem Auto. Am nächsten Tag ging's dann endlich wieder zurück nach Kolumbien. Von meinem geliebten maracaibischen Terminal aus fuhr ich in einem Porpuesto, das sind meistens amerikanische (sehr heruntergekommene) Autos aus den 70ern, zusammen mit acht Personen (darunter zwei Babys und ein Kleinkind bei mir auf dem Rücksitz) Richtung Grenze.

Nach unendlich vielen Kontrollen auf venezolanischer Seite (musste sicher 10 Mal den Pass zeigen) war es endlich geschafft. Hier mein Porpuesto schon auf der rettenden kolumbianischen Seite. Ist ein wenig viel Blabla und viele werden den Text wohl einfach überflogen haben. Na ja, war auch wirklich eine ziemliche Odyssee und ich könnte noch viel mehr erzählen.

Jedenfalls habe ich nun aber, mit Vanessa und Juan Pablo, einen Grund, um nochmals dorthin zurück zu kehren. Dann vielleicht unter besseren Umständen.

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