Dienstag, 16. November 2010

Kein Titel... darum: Itaipú und Paranaguá

In diesem Eintrag geht es um zwei Orte, die absolut nichts gemeinsam haben, ausser dass sie zufällig nacheinander auf meiner Reiseroute lagen und darum hier nun in ewiger Zweisamkeit vereint sind.

Der erste Ort ist der Stolz des modernen Brasiliens, eines der sieben modernen Weltwunder (neben der Golden Gate Brücke, dem Delta Projekt in Holland und anderen), bis 2006 und der Fertigstellung des Drei-Schluchten-Stausees in China das grösste Kraftwerk der Welt und auch heute noch das Kraftwerk mit der weltweit höchsten Jahresenergieproduktion...

...und, wenn man dem Marketing glauben will, ist es auch die beste, sauberste und ökologischste Institution, die je von einem Menschen auf dieser Erde erschaffen wurde! Ich stelle vor: Der Staudamm Itaipú Binacional.
Itaipú ist etwa eine Stunde von Foz do Iguaçu entfernt und liegt genau auf der brasilianisch-paraguayischen Grenze.
Ich könnte nun den ganzen Eintrag mit irgendwelchen Zahlen füllen. Wenn man eine Tour ins Kraftwerk nimmt, werfen die Führer ständig mit irgendwelchen Daten herum. Es ist schlimmer als der Wikipedia-Eintrag über Roger Federer.

Die Tour beginnt mit einem Video über die Geschichte des Staudamms und über die unglaublich guten Programme zur Renaturierung des Gebiets, zur Ausbildung der lokalen Bevölkerung, zur sauberen Energieproduktion mit der "Kraft des Rio Paraná"... es ist fast so, als hätten sie ein schlechtes Gewissen und müssten etwas verstecken... wie vielleicht die Überschwemmung riesiger Regenwaldgebiete und der Umsiedelung von etwa 40'000 Guaraní.

Doch anstatt offen zu sein und auch die negativen Auswirkungen zu erwähnen, wird ein absolut falsches Happywonderland kreiert. Der Film ist für unpatriotische Nicht-Brasilianer nur schwer auszuhalten.

Wenn man aber einmal aus dem klimatisierten Kinosaal herauskommt und das Monstrum vor sich hat, beeindruckt die unmenschliche Grösse des Bauwerkes in Kombination mit der fast absoluten Menschenleere. Der verwaschene Beton und die riesigen "Kathedralen" zwischen den 20 Generatoren (je zehn pro Land) geben dem Ort ein postmodernes apokatlytpisches Gefühl.
Auf dem Damm und auf der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay
Der Stausee, mehr als doppelt so gross wie der Bodensee.
Blick runter... das filigrane Betonmonster rechts ist die Steuerzentrale.
Der Abfluss von überschüssigem Wasser. Leider an diesem Tag nicht offen.
"De Helm!"
Blick auf die zehn brasilianischen Röhren, welche das Wasser runter zu den Generatoren leitet. Die zehn paraguayischen Röhren produzieren fast hundert Prozent des Stroms des Landes.
Eine der Kathedralen
Es ist schwierig, die immensen Dimensionen des Bauwerks zu fotografieren. Es geht jedenfalls ziemlich runter.
Die Steuerzentrale
Technik wie in einem Schweizer Atomkraftwerk. Der Damm wurde von 1975 bis 1982 gebaut und die letzte Turbine in 1991 in Betrieb genommen. Zwei weitere Turbinen wurden in 2007 fertig gestellt.
So sieht das ganze mit offenem Abfluss aus
Über dem Abfluss von entelektrizitätisiertem Wasser
Der Rio Paraná... nach 170 Kilometer Stausee wieder zurück in seinem Bett.
Spiegel
Unvorstellbar grosse Halle
Und hier wird frischer Strom gebacken
Es ist ziemlich laut dort unten...
Ein U-Boot von mehreren hundert Metern Länge

Meine Gruppe... alles Brasilianer und ich mit meiner spanischen Privatführung.
Den Abend verbrachte ich auf dem Busterminal und am nächsten Morgen kam ich in der Hauptstadt der Provinz Paraná an: Curitiba.

Mein Ziel von dort aus war mehr oder weniger unbekannt. Da sich aber herausstellte, dass der Serra Verde Zug von Curitiba an die Küste notorisch überbucht ist, ging es nach einer kurzen Fotosession in einer leeren Sonntagsstadt mit dem Bus weiter.

Beim zweiten Ort des Eintrags fällt mir, im Gegensatz zu Itaipú, absolut kein Superlativ ein. Genau das macht Paranaguá (ohne Website!) sehr sympathisch.

Stillgelegter Fischmarkt... stinkt immer noch!
Paranaguá ist ein koloniales Städtchen, das einst ein wichtiger Hafen war und später in verschlafene Vergessenheit verfiel. Die Stadt liegt an der Lagune der Mündung des Rio Itibere.
Eine Insel die über eine Brücke mit Paranaguá verbunden ist.
Der alte Hafen
Steg
Mangroven
Koloniales ErbeKeine Wunder gibt es so viele brasilianische Formel 1 Fahrer, bei diesen Lichtsignalen.
Popcorn
An diesem Tag fand irgendein religiöses Fest statt... mit echten Engeln
Brücke von Paranaguá auf die Insel
Mein Hostel Continente lag genau am Hafen
Ich mag diese Stadt wirklich. Hat ein gutes Flair. Ruhig, ein wenig zerfallen, nicht zu touristisch. War richtig gemütlich, durch die Strassen zu schlendern und zu fotografieren.
Ich musste feststellen, dass der Mythos von den enormen Portionen in brasilianischen Restaurants wirklich war ist. Dies war "para uma pessoa"... ich musste nach knapp der Hälfte aufgeben.
Vom sympathischen Paranaguá gings am gleichen Tag weiter auf die Insel der Vampire: Die Ilha do Mel. Weiteres erfahren sie in der nächsten Ausgabe von "Manuels grosser Suche nach dem Sinn des Lebens." Wird er ihn finden und den Fall lösen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen