Montag, 22. November 2010

My big fat Brazilian Wedding

Falar português cansa muito... Wie ist es doch kompliziert, in einem Land zu reisen, dessen Sprache man nicht (oder fast nicht) versteht. Wenigstens verstehen mich die Brasilianer wenn ich Spanisch spreche, auch wenn ich die Antwort dann meistens nur halb begreife... Uf Schwiezerdütsch wär das alles viel eifacher!

In Sao Paolo wurde ich von Cecília und André aufgenommen. Mehr zu dieser viel zu grossen Stadt dann im nächsten Eintrag, denn ich wurde von meinen Gastgebern zu einer Hochzeit in Oliveira, Minas Gerais, eingeladen.

Doch trotz sehr coolem Nummernschild...
...wollte das Auto nicht anspringen. Es war unmöglich, das Sicherheitssystem auszuschalten... auch wenn wohl wenige auf die Idee kommen würden, einen verbeulten VW Gol (die brasilianische Version des Golf) zu stehlen. Hier André bei den erfolglosen Reperaturversuchen.
Nach einer sehr sehr langen Fahrt kamen wir endlich im 500 Kilometer entfernten Oliveira, eine Kleinstadt in der Provinz Minas Gerais, an. Minas Gerais liegt zwischen Sao Paolo und Rio de Janeiro im Landesinnern. In 1600 wurde in der Provinz Gold entdeckt und schon bald schürften afrikanische Sklaven in den Minen nach Edelmetallen. Durch den einstigen Reichtum ist Minas die Provinz mit dem am besten erhaltenen kolonialen Erbe Brasiliens.

Die Kirche Nossa Senhora de Oliveira, in welcher der Cousin Cecilias später heiraten sollte.
Die spezielle Architektur von Minas Gerais wurde vor allem bekannt durch Antônio Francisco Lisboa, genannt Aleijadinho (der kleine Krüpel), weil er durch eine Krankheit alle Finger und Zehen verlor.

Brasilianischer Barock Schule
Mönch
Koloniales Haus
Falter
Die Kirche und der Dorfplatz
Zuerst dachte ich, dass die Hochzeit eher in einem kleineren Rahmen stattfinden würde... bis ich mit anderen Leuten mehrere Kisten Whiskey in den Festsaal hochtragen musste. Der Festsaal war riesig und anscheinend waren mehr als 250 Leute eingeladen!
Die Hochzeit selbst war dann sehr chaotisch
Die Musikerinnen kamen viel zu spät und der Pastor beklagte sich (ins Mikrofon), dass er nach der Hochzeit noch zu tun habe und die Zeremonie endlich anfangen solle.

Sehr demotiviert tat der Pastor dann seine mühsame Pflicht und begann seine beiden Schäfchen zu verheiraten. In einer kurzen Rede spielte er dann auch noch die menschliche Liebe im Gegensatz zur göttlichen Liebe herunter (an einer Hochzeit)... und dies in Kombination mit einem schlecht funktionierenden Mikrofon, offenen Türen, Verkehrslärm, unkonzentrierten Gästen, einem schreienden Baby und vier Fotografen, die nervös um das Braupaar herumschwirrten.
Als dann die Musikerinnen endlich kamen, begannen sie, ohne Soundcheck zu spielen. Resultat: Ohrenbetäubende Rückkopplungen, welche die drei durcheinander brachte und total verschiedene Sachen spielen liess... Wenigstens liess sich das Brautpaar (Marcio und Celeida) nichts anmerken.
Die Hochzeitsgesellschaft vor der Kirche
Und hier meine beiden super Gastgeber: André und Cecília
Wie Filmstars: Die glückliche Familie mit dem Brautpaar.
Und dann gings mit einem etwas steifem Walzer los... doch bald kamen Marchinhas de Carnaval, Forró, Sertanejo, Axé und Rock 'n Roll brasileiro aus den 60ern. Alle sangen mit, ausser der kleine Schweizer, der keine Ahnung hatte, was gerade gespielt wird.
Meine Begleitung an diesem Abend: Heloisa
Es zeigte sich, dass die Brasilianer wirklich sehr viel besser im Festejar sind, als im Verheiraten.
Der Kuchen
Die Tanten, Cousinen und Cousins Cecilias. Im roten Kleid Cecilias Mutter Lúcia und ganz links ihre Cousine Ana Paula.
Viel gegessen, viel getrunken...
...und schon vor Mitternacht war alle Energie weg und die Festa zu Ende.
Am Sonntag ging es dann wieder auf den langen Weg nach Sao Paolo. Dort gabs ein Wiedersehen mit Uriella und viel Schlaf, um mich für das Sightseeing in einer der grössten Städte der Welt zu stärken.
Mittlerweile ist auch das Ende meiner Reise absehbar. Am 9. Dezember fliege ich von Rio de Janeiro nach Medellín, Kolumbien. Ich habe nun noch 14 nostalgische Tage, um Minas Gerais und Rio zu besuchen. Até mais!

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