Mittwoch, 28. April 2010

Matsch und Mumien in Leymebamba und der Laguna de los Cóndores

Hier folgt bereits der zweite Streich: Meine anstrengenden Tage als einsamer Tourist im nördlichen Hochland Perus.

Nach meiner Übernachtung im Dörfchen María bei Kuélap, erwischte ich um halb sechs Uhr morgens das erste Colectivo Taxi runter ins Tal. Der Fahrer gab Gas wie ein Ralley Fahrer (ohne Schleudern zwar, dafür aber mit beschlagener Scheibe)... der hunderte Meter tiefe Abgrund machte das Ganze auch nicht gerade angenehmer.

Jedenfalls kam ich, nachdem ich in Tingo auf einen anderen Colectivo gewechselt hatte, um 9 Uhr lebend im Dorf Leymebamba an. Wie man vielleicht merkt, sind die Dorfnamen in Peru ungleich komplizierter als in Kolumbien (dort kann man normalerweise ein "San" vor einen Heiligennamen setzen und voilà!)... Hier stammen die Namen von Quechua-Ausdrücken, auch wenn hier im Norden niemand Quechua spricht. Bamba heisst übrigens soviel wie Ebene. Es gibt darum auch ziemlich viele Bambas.

Nach einigem Suchen und Verhandeln quartierte ich mich schlussendlich in der Hospedaje Laguna de los Cóndores ein... eine gute Entscheidung.

Es sollten noch mehr Verhandlungen und Entscheidungen folgen... zuerst ging es aber, nach dringend benötigter Erholung, hoch ins Museo Leymebamba. In diesem Museum befinden sich die Fundstücke der Gräber, die an der Laguna de los Cóndores ausgehoben wurden. In 1995 haben nämlich Feldarbeiter in diesem ziemlich abgelegenen Winkel der Anden eine Grabstätte der Chachapoyas entdeckt... und natürlich sofort ausgeraubt. "Comercializar" heisst das dann hier oben.

Die Regierung schritt ein und die Mumien und Fundstücke wurden, wegen der Feuchtigkeit (die ich später selbst erleben durfte) hinunter nach Leymebamba gebracht. Das Museum wurde mit österreichischer Unterstützung gebaut. Und "einige" der 219 Mumien sind dort ausgestellt.
Das sind schon ziemlich viele tote Menschen...
Selbstporträt mit Mumie
Auf dem Weg zurück nach Leymebamba
Hier wird auf dem Feld noch knallhart geschuftet...
Der Dorfplatz von Leymebamba. Die beiden Deutschen, welche ich in Chachapoyas kennengelernt hatte, nannten Leymebamba das schönste Dorf Perus. Es ist beschaulich und die Leute sind höflich und zurückhaltend. Ich habe in den drei bis vier Tagen dort keinen einzigen Touristen getroffen. Wurde dementsprechend angestarrt und weckte Interesse.
Die Strasse zu meinem Hotel. Mit kichernden Teenies... ¡Ay, el gringo!
Nach einigem Herumstudieren hatte ich mich endlich entschieden: Zuerst einmal, dass ich den Trek zur Laguna de los Cóndores machen wollte, und zudem auch noch mit wem...

So warteten am Freitagmorgen um acht Uhr mein Führer Lenny und das Pferd Lucmo (oder so... soll nach einer Frucht benannt sein) auf mich. Tagesziel: Die Cabaña bei der Laguna de los Cóndores, 10 bis 12 Stunden zu Fuss durch Matsch und Sumpf entfernt.
Es folgen nun, wie mir erst jetzt auffällt, ziemlich viele Selbstporträts. Ich weiss auch nicht, an was es liegt. Narzissmus? Wahrscheinlich liegt es daran, dass mein Guide "eher" eine stille Person war und ich mich halt irgendwie selbst beschäftigen musste. Ich unterhielt mich also sozusagen mit der Kamera...

Hier ein Foto zur Veranschaulichung des "Strassenzustands"... sehr matschig und anstrengend.
La Muralla: Ein unglaublich faszinierender Abschnitt des Treks. Zusammen mit dem Wind und der Feuchtigkeit und den Wolken und der Sonne die durch scheint und dem Regen der plötzlich aus dem Nichts kommt und dem Gras das sich bewegt und dem modrigen Geruch und der Kühle.
Mittagspause. Lucmo beginnt schon mal zu essen. Daneben Lenny, der seinen Plastikhelm sogar zum Kochen nicht abnahm...
Pflanze
La Muralla
Was man im Dschungel nicht findet, hat es hier schon: Blumen in allen Formen und Farben.
Wasser Wasser Wasser... und Frösche
Danach ging's steil nach oben. An solchen Orten hiess es dann meistens: "Sube tu caballo, Manuelito!" Doch Manuelito läuft gern (und gut) und reitet ungern (und schlecht).
So sieht man nach 6 Stunden Marsch aus
Und es geht ständig bergauf
Wenn man den höchsten Punkt erreicht hat, geht's anderthalb Stunden nur noch runter (und auf dem Rückweg das ganze wieder hoch)... hier "mi caballo"
Blick hinunter
Und dann endlich erreichten wir die Hütte, in einer ziemlich respektablen Zeit, so würde ich doch meinen... Die Hütte ist, wie man sieht, eine ziemlich rustikale Angelegenheit. Der Preis (60 Soles für zwei Nächte, das sind 22 Franken) ist dafür fast ein wenig überrissen für peruanische Standarts. Ein Einzelzimmer in einem Hostel kostet hier normalerweise 15 Soles pro Nacht (5,50 Franken).
Die Küche
Da es sich als unmöglich erwies, mit meinem Führer ein anständiges Gespräch anzufangen (ich habe es wirklich versucht), und weil das Unterhaltungsangebot dort oben eher dünn ist, ging ich relativ früh ins Bett.

Am nächsten Morgen stand das eigentliche Ziel des Treks auf dem Programm: Die Laguna und die Grabstätten. Ich stellte mir eine relativ lockere Wanderung von zwei Stunden hin und zwei zurück vor... wie man sich täuschen kann! Zumindest gab es zum Anfang einen Blick auf die Lagune.
Da sah ich noch frisch aus... Auf diesem Feld arbeiteten die Männer, welche die Grabstätten entdeckten. Hier stand auch das Dorf der Chachapoyas, welche ihre Toten auf die andere Seite der Lagune in den Felsen hoch trugen. Die Lagune - wie ein Spiegel Die Lagune hiess früher anders, wurde dann aber umgetauft, um sie für den Tourismus attraktiver zu machen. Kondoren hat es hier jedenfalls keine. Wenn man einmal dem Matsch an der Lagune nach gelaufen ist, geht es plötzlich steil nach oben. Es war wohl der anstrengdste "Weg" den ich jemals "gelaufen" bin. Mitten durch den Dschungel geht es unglaublich steil an Flüsschen und Wasserfällen vorbei, Leitern und Baumwurzeln hoch, und über matschige "Stufen" und glitschige Steine. Ich war stark am Limit. Aber das Begrüssungskomitee wartete oben schon... die mussten wenigstens nicht hoch laufen, sondern wurden getragen.
Hier waren also die 219 Mumien versteckt.
Der Blick auf die Lagune
Felszeichnungen
Der Ort ist schwierig zu fotografieren, weil man nur etwa 2 Meter Platz vor dem Abgrund hat.
Auch beim Fischen wird der Helm benötigt... ganz nach Bert Visscher: "Wat ist het belangrijkste?! De helm!"
Auf dem Weg zurück zur Cabaña Abendstimmung Am nächsten Tag ging es früh los. Man kann ja auch nicht ewig schlafen. Es hatte die ganze Nacht geregnet (sprich: gestürmt) und all die kleinen Flüsschen vom Hinweg wurden zu reissenden Flüssen und der Matschweg wurde zum Bach. Dann ging es (wieder einmal) hoch und hoch und hoch... und dann wieder runter. La Muralla.
Es ist übrigens schwierig, auf einem Pferd gute Fotos zu machen.
Endlich wieder laufen!
Der Weg wurde durch Holzblöcke verstärktUnd nach (rekordverdächtig schnellen) 6 Stunden Marsch: Der Blick runter auf Leymebamba.
Weiter geht's mit dem folgenden Eintrag und der spektakulären Busfahrt von Leymebamba nach Celendín.

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