Montag, 5. April 2010

Zum letzten Mal: Bogotá! - und Zipaquirá

"Space may be the final frontier, but it's made in a Hollywood basement", Red Hot Chili Peppers, Californication

Die Zeit rennt! "Kaum ist heute gestern, ist morgen schon hier!" Und weil ich morgen (wenn heute schon gestern ist) schon nach Leticia in den Amazonas fliege, hier ein kurzer, auf Fotos basierender, Eintrag zu meiner Woche mit Anasol in Bogotá.

Nun also zu den Fotos: Die Woche von Semana Santa ist alle zwei Jahre das Festival Iberoamericano de Teatro. Dies ist ein wirklich riesiger Anlass mit vielen Strassenaktionen, aber auch traditionellem (und leider auch ziemlich teurem) Theater.
Und wiedermal besuchten wir das Museo del Oro: Bis jetzt das beste Museum in Kolumbien... der Nachteil: Viele viele Leute an diesem Karfreitag.
Auf dem Torre Colpatria
Bogotá ist gross!
Aussicht
Die Garde des Präsidenten... sie marschieren eher unmotiviert. Aber schöne preussische Helme.
Eine Statue von José Asunción Silva, ein kolumbianischer Poet der in seine Schwester verliebt war... mit 30 Jahren brachte er sich mit einem Schuss in sein Herz um. Davor fragte er einen Arzt, ihm die exakte Position seines Herzes zu markieren. Silva ist auch auf dem 5000 Pesos-Schein. Wenn man den Schein faltet, sieht man ein Herz. Ziemlich coole Idee.

Gleich neben ihm ein Relikt aus 1984...
Unsere Touritour durch die Candelaria. Sehr gute und sympatische Führerin. Viele lustige und tragische Geschichten.
Unser Hotel mit dem unmöglichsten (dafür aber buddhistischen) Namen, ever: Anandamayi (zum Glück stehts gleich unten auf dem Foto)...
Das Hostel ist genial. So ruhig, dass man im Hof flüstert, wenn man miteinander spricht. Und: Die beste Dusche Kolumbiens!
Spiegel
An diesem Abend zügelten wir die Wohnung von Martha, einer Freundin der Mutter von Anasol. Wir durften auch noch gleich das Auto ausleihen...

Es ging nach Zipaquirá in die Catedral de Sal. Es war Semana Santa = wiedermal viele viele Leute
Tickets bereit halten bitte!
Die Catedral de Sal, "la primera maravilla de Colombia" (was immer das auch heissen mag), ist eine ehemalige Salzmine in der Nähe des Städtchens Zipaquirá. Die Arbeit in der Mine war sehr gefährlich, wodurch die Mineure in den bereits gegrabenen Gängen Altare und Kreuze errichteten: Die Geburt der (ersten) Kathedrale...

An diesem Ort wird immer noch Salz abgebaut und etwa 30% der kolumbianischen Salzes werden an diesem Ort "hergestellt". Das Problem ist, dass man von all dem gar nichts mitbekommt. Die Kathedrale besteht nämlich aus einem Kreuzweg und aus drei grossen Hallen. An jedem Kreuz steht ein gelangweilter Führer, der alle fünf Minuten, à la beschädigte Schallplatte, die gleichen Sachen wiederholen muss...

Das tönt dann meistens so: "Hier ist der Ort an dem Jesus ans Kreuz genagelt wurde. Die asymetrische Form des Kreuzes symbolisiert die Trauer der Jünger." Nada que ver! "Das weisse Licht symbolisiert die Hoffnung der Menschen" (oder so)
Abgesehen davon ist die Kathedrale wirklich sehr sehr schön. Ich hoffe das kommt auf den Fotos rüber. Man kann sich auch aus der Kreuzwegtour mit dem willkürlich erfundenem Symbolismus ausklinken und den Ort einfach so geniessen.

Anasol als Geist Kapelle
Am Schluss der Kathedrale folgt eine ganze Reihe Touristenattraktionen übelster Art... unter anderem ein "3D"-Film der über die Geschichte der Salzminen informiert. Der 3D-Part hat mehr mit 2D als mit 3D zu tun, aber endlich gab uns jemand konkrete und gute Informationen über den Ort, wo wir waren...

In Zipaquirá wird immerhin schon über 400 Jahre Salz abgebaut.
Der Dorfplatz von Zipaquirá
Hundemode ist unglaublich IN in Bogotá... und macht sogar das hässlichste Hündlein hübsch. Oder etwa nicht?
Unser Auto: Marthas Ford Focus. Gracias!
Die Kolumbianer habe etwas geschafft, was in der Schweiz eine absolute Unmöglichkeit zu sein scheint: Jeden Sonntag oder Feiertag werden in allen grösseren Städten Strassen gesperrt, damit die Leute dort Velo fahren, mit den Hunden spazieren, rollerbladen, laufen, joggen, Salpicón de frutas essen/trinken können. In der Schweiz gibt es einmal im Jahr einen Slow-up (oder auch Slou-öp).

All dies ist Erbe von einem bogotanischen Bürgermeister mit litauischen Wurzeln: Antanas Mockus. Er machte aus Bogotá die Stadt mit einem der grössten Veloweg-Netzwerke der Welt.Am Abend gab es das Abschlussfest des Theaterfestivals. Viele viele Leute! Der Parque Bolivar in Bogotá ist grösser als der Central Park in New York... und ziemlich alles war voll besetzt...
Anstatt zwei Stunden auf das Spektakel zu warten, beschlossen wir, "Alice in Wonderland" schauen zu gehen. Was für ein schlechter Film! Hat wenig bis nichts mit der Geschichte von Lewis Caroll zu tun. Da war Elianes Ballett-Interpretation als "Sternli" vor etwa 20 Jahren um Meilen besser!

Ausserdem bin ich zum Entschluss gekommen, dass es Blödsinn ist, ganze Kinofilme in 3D zu filmen. Ein Film ist eine Geschichte erzählt in Bildern. Wenn sich aber ein Film und die Erzählung danach richten muss, möglichst coole 3D-Effekte zu produzieren, ist etwas falsch. Siehe Avatar...

Ausserdem kommt das Gesammtbild viel weniger zur Geltung... und für mich sehen die 3D-Figuren aus wie Papierscheiben die in einem dreidimensionalen Raum mit Papier-Schränken und -Bäumen und -Tieren und -Blättern und -Tassen und so weiter über-, hinter und unterlappend (und aneinander vorbei verschiebend) stehen.

Und ausserdem macht alle Technologie eine schlechte Geschichte mit einem Action-Ende und einem geköpften Drachen (Cliché!) nicht gut... So... genug gemeckert.

Mittlerweile ist auch schon heute (was es ja meistens "ist", und was gestern noch morgen war). Ich sitze nun im Flughafen El Dorado in Bogotá und warte auf meinen Flug nach Leticia... alle paar Minuten kommt die schöne Nachricht über die Lautsprecher: "El aeropuerto de Leticia se encuentra cerrado por mal tiempo."

Es heisst also warten.

Aber auch der Dschungel wartet!

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