Dienstag, 2. März 2010

Bogotá: Golden Boy und Macarena - eine Bogotanische Weise

"Good architecture becomes ruins. Bad architecture disappears."
Rogelio Salmona (1929-2007)

Ich habe gerade gelesen, dass sich durch das Erdbeben in Chile die Erdachse um 8 Zentimeter verschoben hat und das die Tage jetzt 1,26 Mikrosekunden kürzer sind. Ich werde darum keine Zeit verschwenden und mich erst später dem kolumbianischen Architekten Rogelio Salmona widmen.

Dennoch kurz eine Randbemerkung: Irgendwie bekomme ich fast den Eindruck, dass sich alle meine Reiseziele mehr oder weniger zerstören: Überschwemmungen in Peru, Erdbeben in Chile... Ein Omen?

Wenigstens weiss ich aber jetzt mehr oder weniger, wo ich in den nächsten paar Monaten hingehen möchte. Ich werde wahrscheinlich die nächsten vier Wochen noch in Kolumbien bleiben. Vor allem, um Santander zu besuchen und eventuell auch nach Cali und el Desierto de la Tatacoa zu gehen. Danach fliege ich wahrscheinlich nach Leticia an den Amazonas und von dort aus auf dem Fluss durch den Urwald nach Peru.

Okay... schon wieder einige Mikrosekunden verloren...

Ich bin jetzt schon drei Tage in Bogotá, wobei der erste Tag nicht wirklich zählt. Das gängige Klischee von Bogotá, wenigstens in Medellín, ist: "Que frío!" Die Stadt liegt immerhin auf 2600 Metern, das sind 48 Meter mehr als der Säntis, und ist somit die dritthöchste Hauptstadt Südamerikas (nach Quito und La Paz).

Der Gesamteindruck: Für mich ist Bogotá bis jetzt irgendwie "inkohärent". Grosses Haus steht neben kleinem Haus, Altes neben Neuem, Schmales neben Breitem, Verfallenes neben gut Erhaltenem und dann noch all diese Charakteristiken bunt durchmischt. Dies ist auch in der Altstadt (Candelaria) so: Ein super schönes Haus steht neben einer totalen Ruine (was, trotz dem heutigen Zitat, wohl kaum mit der aussergewöhnlichen Architektur zu tun hat). Fazit: Ein ziemliches Gemisch "and it's difficult to get my head around it" (die Stadt).

Ausserdem wird viel mehr gebettelt als in Medellín. Ich komme recht gut als bogotanischer Student durch, wenn ich hier durch die Strassen laufe. Sobald ich aber die Kamera aus der Tasche hole, wollen alle "cien pesitos" von mir.

Trotzdem gefällt mir die Stadt gut. Sie ist ein wenig molochiger als Medellín und hat weniger Klasse, aber sie ist alternativer und hat neben vielen sehr schönen Kirchen eben halt auch den Senat, den Sitz des Präsidenten und viel mehr Museen.

Nun zu den Fotos: Gestern war ich mit drei französischen Freunden vom Hostel unterwegs. Terence, Kévin und Max (der auch einen Blog hat).
Letztes Jahr habe ich gelernt, dass Tauben im Flug nicht "scheissen" können. Der Markusplatz sähe wohl anders aus, wenn das so wäre... Die Touristen würden wahrscheinlich mit weniger Elan Taubenfutter für 1000 Lire kaufen. Das gleiche gilt für die Tauben auf der Plaza de Bolívar Graffiti im Quartier Candelaria. In Wirklichkeit Werbung für einen T-Shirt-Designer
In der Candelaria
Am nächsten Tag, die Franzosen waren schon abgereist, war ich alleine unterwegs. Top Model.
Eigentlich wollte ich das Museum von Botero besuchen, dieses war aber leider geschlossen. So entschloss ich mich ins Museo del Oro zu gehen. Eine gute Entscheidung, auch wenn mir wegen dem vielen Gold (und es ist wirklich viel) die ganze Zeit eine der Schwulenhymnen der 90er Jahre nachlief: Golden Boy durch Sin with Sebastian.

Die einzige Mumie im ganzen Museum... trotzdem beeindruckend. In Peru wird es dann noch einige mehr geben. Die Panzertüren sind wirklich nötig
Es gibt eigentlich gar nicht viel zu erklären. Das Museum demonstriert sehr schön die verschiedenen Bearbeitungstechniken der "Orfebres", also jenen, die das Gold bearbeiteten, und zeigt, in welchen Regionen welche Reliquien gefunden wurden. "En fin de compte" sind aber die Ausstellungsstücke schlicht und einfach "der Hammer".
Hier eine Kombination aus Fledermaus und Mensch. Einige Schamanen haben sich voll auf die Lebensweise eines bestimmten Tieres konzentriert. In diesem Fall: Dunkle Wohnung, Schlaf am Tag... etc.
Dies ist das berühmteste Ausstellungsstück des Museums: "La Balsa Muisca" (die Muisca sind die Ureinwohner der Region Bogotás). Dieses Boot wurde als Opfergabe in einen See geworfen. Es ist unmöglich herauszufinden, wie alt dieses Schifflein ist, weil man zur Bestimmung des Alters oxidierendes Material braucht... ist aber nicht vorhanden, da aus purem Gold.
Ein Höhepunkt ist eine Präsentation in einem runden Raum mit Licht, Musik und... Gold Gold Gold...
Von aussen
Danach ging's weiter an der Calle 7 entlang. Dies ist ein Haus von unserem Architekten: Rogelio Salmona. Dies ist einer der Torres del Parque. Bogotá ist voll von Häusern von Salmona... meistens aus Backstein. Salmona hat auch mit Le Corbusier zusammengearbeitet.
Kolumbianische Architektur
Das nächste Quartier heisst Macarena und ironischerweise lief das Lied in dem Restaurant, wo ich zu Mittag ass. Ein Foto für Eliane: Mafalda mit Rottweiler in Macarena Ich habe zwar nicht viel Ahnung von Statik, aber rein gefühlsmässig sollte dieses Haus eigentlich nicht mehr stehen.
Seit Montag streiken in Bogotá die Busfahrer. Konsequenz: Verkehrschaos und Leute in edlen Anzügen hinten auf dem Lastwagen.
Man beachte das Schweizerkreuz an der Manschette...
Die bizarren Auswirkungen des Streiks der Buschauffeure Zu guter Letzt: La Casa de Nariño. Wohn- und Arbeitplatz von Präsident Uribe... der ja übrigens nicht mehr so lange Präsident sein wird. Chávez wird's freuen - oder auch nicht.

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