Dienstag, 8. Juni 2010

Die Stadt des weissen Steins: Arequipa

Bald ist WM, mein Panini-Album schon bald voll und hier noch zur Einstimmung ein Fussballzitat:

"Wir haben nur an unseren Stärken gearbeitet und das Training schon nach einer Stunde beenden können." Josef Hickersberger, Nationaltrainer Österreichs

Leider werde ich den Beginn der WM verpassen, denn ich gehe morgen um 5 Uhr früh mit dem Bus von Cusco nach Cachora. Von dort aus gibt's dann 8 Tage Trekking über die Ruinen von Choquequirao und weiter bis zum Machu Picchu.

Dieser Blog widmet sich der weissen Stadt: Arequipa (obwohl es in seiner Weissheit definitiv hinter Minas Tirith und Popayán auf Platz drei ist).

Arequipas Weisse kommt von einem Vulkangestein mit dem Namen Sillar, aus welchem die meisten alten Gebäude der Stadt gebaut wurden. Ausserdem ist Arequipa die zweitgrösste Stadt Perus und die Austauschstadt Marens, was leider in Wikipedia nicht erwähnt wird. Es gibt auch noch andere Versionen, die besagen, dass Arequipa die weisse Stadt sei, weil dort vor allem hellhäutige Leute lebten. Wie auch immer...

Ich kam mit dem Nachtbus von Nasca nach Arequipa. Gleich im Zentrum hatte man mir das sehr billige Posada Misti House empfohlen, das wahrscheinlich mit ihren Dumpingpreisen den Markt erobern will. Die Duschen waren mit ihren sich konstant Vorhängen etwas gar freizügig, die Küche eignet sich nur begrenzt zum Kochen und das Internet funktionierte auch nicht wirklich gut. Das Hostel liegt aber sehr zentral und ist wirklich unschlagbar billig. Mit den Gästen hatte ich leider weniger gute Erfahrungen. Irgendwelche komischen Franzosen.

Ich besuchte als erstes das Monasterio Santa Catalina. Ein wirklich beeindruckend schönes und enorm grosses Domenikanerinnenkloster, das schon 1580 gegründet wurde.

Leider war ich zur Mittagszeit dort und durch das grelle Licht sind die Fotos leider nicht so gut, wie sie hätten sein können (Konditional II, oder?)... Säulen und Malereien in den Gängen.
Jesus und das Schaf... scheint eher belustigt zu sein.
Der blaue Teil des Klosters
Medizin
Die Nonnen im Kloster waren am Anfang Töchter reicher spanischer Familien. Sie hatten sogar Sklaven, welche für sie arbeiteten. Doch dann, dann kam die Wende und viele der Sklavinnen wurden selbst Nonnen. Die privaten Küchen der einzelnen Zellen sind trotzdem ziemlich gross.
Coche bala
Das Kloster ist wirklich wie eine kleine Stadt. Mit eigenen Strässchen und Gassen...
Nicht nur die Grösse des Komplexes ist interessant, sondern auch die Ausstattung der verschiedenen Zimmer und der Arbeitsräume.
Frische Meerschweinchen für die 20 Nonnen, die noch im Kloster leben. Allerdings in einem moderneren und abgeschotteten Gebäude.
Sillar-Säulen an der Plaza de Armas, dem Zentrum der Stadt
Die schöne Kathedrale an der Plaza de Armas
Die Orgel der Kathedrale
Der Brunnen der Plaza de Armas.
Die sehr schöne Iglesia de San Augustín gleich an der Plaza de Armas
Die Verzierungen des Vulkangesteins sind ein Markenzeichen der Stadt und haben mir sehr gut gefallen
Nicht nur von Aussen wurde gut gehauen... Innen ist's schön geschnitzt.
In Arequipa befindet sich auch eine der berühmtesten Mumien der Welt: Juanita. Sie ist alle sechs Monate im Santury (Museo de la Universidad Católica de Santa María Arequipa) zu sehen, einem sehr professionellen und guten Museum. Nachdem man einen Film über die sensationelle Entdeckung von Juanita und anderen rituellen Kinderopfern der Inkas gesehen hat, erfahrt man durch den Führer vieles über die Tradition der Inkas und deren Opfergaben, welche viel weniger ausgeprägt waren, als zum Beispiel bei den Mayas.

Zum Abschluss wird man dann an einen dunklen Glaskubus geführt, wo man das gefrorene Mädchen (oder in der anderen Jahreshälfte einen Jungen) knapp erahnen kann. Dadurch, dass man Juanita so schlecht sieht, muss man sich ziemlich konzentrieren, was das Erlebnis etwas gespenstisch macht.

Nachdem ich lange überlegt hatte und verschiedene Reiseorganisationen - das ist ja so eine Sache hier in Peru - abgecheckt hatte, entschied ich mich für die billige Tour in den Cañón del Colca. Den Reisebericht über diesen drei-tägigen Trek findet ihr hier.

Am Tag meiner Rückkehr vom Cañón, meinem letzten Tag in Arequipa, besuchte ich noch das Franziskanerkloster la Recoleta, berühmt für seine Bibliothek.
Die Bibliothek kann man nur zu streng festgeschriebenen Zeiten besuchen und man hat dann auch nur kurze Zeit, um die grosse Sammlung an Antiken Büchern zu betrachten, bevor das die streng wartende Peruanerin die Türe wieder schliesst.
Viele Bücher in la Recoleta
Don Quijote
Internationale Beziehungen: Hugo Grotius und sein Belli ac Pacis... "Pacta sunt servanda!"
Das Kloster hat ausserdem auch noch ein Museum zu ziemlich allem: Hier der Keramikteil... prä-inka, mit den berühmten expliziten Darstellungen.
Das Museum hat von allem etwas: Ein Teil alter Keramik, ein Teil zur kolonialen Geschichte Arequipas, ein eine Spiezeugsammlung. Man kommt vom einen zum anderen. Hier der Teil der ausgestopften Tiere - und Schmetterlinge
Zunge... Hauptsache heilig - Lengua de un Santo o Santa desconocidos
Der Hausberg Arequipas: Volcan Misti im Jahr 1910. Man beachte den Unterschied zu heute.
Säulen und Böden
Säulen in La Recoleta
Irgendein goldiger Poet
Und hier der Misti Version 2010: Kein Schnee auf 5'822 Metern.
Arequipa hat mir wirklich gut gefallen. Zum einen konnte mich Caucho, ein Freund von Maren, ein wenig durch die Stadt führen und so hatte ich die Möglichkeit, Arequipa von einer lokalen Perspektive kennen zu lernen. Zweitens hat Arequipa noch andere Sorgen als mit Touristen Geld zu verdienen. Dies war eine angenehme Abwechslung zu all den Touristenzentren, die ich in den letzten Tagen erleben durfte: Pisco, Huacachina, Nasca. Dort wird man von Agenten überfallen, sobald man den Bus verlässt, was ich sehr unangenehm finde.

A propos Touristenzentren: Ich bin mittlerweile in Cusco. Es ist Abend in Cusco = Arschkalt! Bevor mir die Finger an der Tastatur anfrieren, beende ich besser mal den Eintrag.

Kurz noch ein "Hup Holland!" und ein "Hopp Schwiez!"... und bis zum nächsten Mal.

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